Laut dem Bericht trat Bout als Kandidat für die Regionalversammlung in Uljanowsk an. Das Gebiet hat 1,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und liegt rund 725 Kilometer östlich von Moskau. "Wenn man 15 Jahre lang im Ausland war, muss man irgendwo anfangen", sagte Bout der Zeitung. Als Lokalpolitiker habe er die besten Möglichkeiten, die Probleme seines Landes zu verstehen. "Ich muss Leute treffen. Ich muss lernen, wie sie leben." Dass Bout für ein extrem niedriges Amt kandidiert, könnte darauf hinweisen, dass er kaum politische Unterstützung des Kremls genieße. Einem Experten zufolge sei Bout für Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums "jemand aus der Vergangenheit".
Im Dezember 2022 war der damals 55‑jährige Viktor Bout durch einen Gefangenenaustausch aus US‑amerikanischer Haft freigekommen. Zuvor hatte der berühmteste Waffenhändler der Welt, der sich vor allem in den 90er‑Jahren mit dem Schmuggel von Militärausrüstung einen Namen gemacht hatte, über zehn Jahre in einem Gefängnis der USA verbracht. Bereits kurz nach seiner Freilassung trat er der ultranationalistischen Partei LDPR bei.
Ausgetauscht wurde er dann gegen die US‑amerikanische Basketballerin Brittney Griner. Sie war im Februar – kurz vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine – bei ihrer Ankunft am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden, als in ihrem Gepäck sogenannte Vape-Kartuschen mit Cannabisöl gefunden wurden.
Ihre Anwälte erklärten, sie habe Cannabis als Schmerzmittel verschrieben bekommen. Später plädierte Griner auf schuldig und wurde zu etwa neun Jahren Haft verurteilt – bis zu ihrem Austausch befand sie sich zehn Monate in Haft. Die russische Seite hatte damals klargemacht, dass ein Urteilsspruch einem möglichen Gefangenenaustausch vorangehen müsse.
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