Kadyrow hatte seinen Cousin und engen Vertrauten Adam Delimchanow an der Front in der Ukraine als vermisst gemeldet. "Ich kann Adam Delimchanow einfach nicht finden. Er meldet sich nicht", schrieb Kadyrow am Mittwoch auf Telegram. Sein Verwandter ist auch Abgeordneter des russischen Parlaments. Zwar hieß es zwischenzeitlich, Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin habe ein Lebenszeichen von Delimchanow erhalten. Doch dann schrieb der tschetschenische Kommandeur Apti Alaudinow, Kadyrow habe ihn beauftragt, Delimchanow "mit allen Mitteln" zu finden. Dafür würden sogar alle Einheiten der tschetschenischen Armee Achmat um den Ort Marjinka im umkämpften ostukrainischen Gebiet Donezk abgezogen.
Der Kreml sagte am Mittwoch, er sei besorgt über unbestätigte Medienberichte, wonach ein hochrangiger tschetschenischer Befehlshaber in der Ukraine verwundet worden sei und warte auf Aufklärung darüber, was wirklich passiert sei. Delimchanow, ein ehemaliger tschetschenischer Separatist, der schließlich zusammen mit einem Großteil der Führung der Region die Seite nach Moskau wechselte, hatte in der russischen Militärkampagne in der Ukraine eine herausragende Rolle gespielt und in den frühen Tagen des Konflikts die tschetschenischen Streitkräfte in Mariupol kommandiert. Früher am Mittwoch berichteten ukrainische Medien, Delimchanow sei bei einem Artillerieangriff in der Südukraine getötet worden.
Ukrainische Quellen berichteten von einem unbestätigten Angriff auf die tschetschenische Achmat-Paramilitärgruppe in der Küstenstadt Prymorsk, weit entfernt von der Frontlinie in der südlichen Region Saporischschja. Ramsan Kadyrow setzte daraufhin eine große Belohnung für seine Hilfe bei der Suche nach seinem "lieben Bruder" aus und ging sogar so weit, den ukrainischen Geheimdienst um Hilfe zu bitten. Seitdem versuchen russische Beamte jedoch, Berichte über die Verwundung eines so hochrangigen Befehlshabers zu unterdrücken. Stunden später machte Kadyrow einen Rückzieher bei seinen früheren Äußerungen und behauptete, sein enger Verbündeter sei "nicht einmal verwundet" worden und beschuldigte die Ukrainer der Lüge.
Über den Vorfall wurde in den russischen Medien unter Berufung auf den beliebten Militärblogger Yuri Kotenok ausführlich berichtet, jedoch ohne offizielle Bestätigung. Der von Russland eingesetzte Beamte Wladimir Rogow schien den Bericht zu bestätigen, indem er der Familie und den Freunden des Generals sein Beileid aussprach.
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