Deutlich größer (101.734) ist jedoch die Zahl der im "allgemeinen Familiennachzug" erteilten Visa für ausländische Angehörige in Deutschland lebender Menschen, bei denen es sich nicht um Geflüchtete handelt. Hierbei wurden die meisten Visa (12.536) an Familienangehörige aus der Türkei erteilt.
Mit über einem Jahr müssen Familienangehörige an den deutschen Botschaften in Dhaka, Islamabad und Lagos besonders lange auf die Erteilung ihres Visums warten. Auch Antragsteller aus Afghanistan, die an den Botschaften in Islamabad oder Teheran ihr Visum beantragen, müssen sich den Angaben des Auswärtigen Amtes zufolge auf Wartezeiten von über einem Jahr einstellen.
"Viele Flüchtlingsfamilien sind aufgrund versperrter Fluchtrouten und langwieriger Asylverfahren über Jahre getrennt. Unzumutbare Wartezeiten bei der Visumserteilung kommen dann noch obendrauf", sagte Linken-Politikerin Clara Bünger. Viel zu oft habe dies zur Folge, dass Kinder jahrelang getrennt von einem Elternteil oder ganz ohne ihre Eltern aufwachsen müssten. "Das Menschenrecht auf Familienleben und das Kindeswohl werden so eklatant verletzt", bemängelte Bünger.
Die Linken-Abgeordnete kritisierte die Bundesregierung: "Die Ampel hatte sich vorgenommen, diesen Missstand zu beenden, indem der Familiennachzug rechtlich und praktisch erleichtert wird. Doch auf Druck von rechts sind SPD und Grüne eingeknickt und haben beschlossen, dieses Versprechen vorerst nicht umzusetzen." Für viele Flüchtlingsfamilien bedeute das, "dass sie nun vor der unzumutbaren Wahl stehen, entweder dauerhaft getrennt zu bleiben oder zu versuchen, auf lebensgefährlichen Routen nach Europa zu kommen".