Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, er erwarte, dass mehrere Verbündete weitere Unterstützung ankündigen. "Was wir jetzt sehen, ist, dass Präsident Putin sich wieder einmal darauf vorbereitet, den Winter als Kriegswaffe einzusetzen. Das heißt: Das Energiesystem, die Gasinfrastruktur anzugreifen", sagte der Norweger.
Selenskyj wollte am Vormittag im Nato-Hauptquartier an Beratungen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe teilnehmen. Über sie werden Waffenlieferungen an das von Russland angegriffene Land koordiniert. Die Nato ist offiziell außen vor, weil auch Nicht-Bündnisstaaten Teil der Kontaktgruppe sind. Als Gast wurde auch der neu ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow in Brüssel erwartet. Er sollte am späten Nachmittag auch an einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister teilnehmen.
Die USA kündigten der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfe an. Das neue Paket in Höhe von 200 Millionen US-Dollar (189 Millionen Euro) umfasse unter anderem AIM-9-Raketen für ein neues Luftverteidigungssystem sowie Artilleriegeschosse und Panzerabwehrwaffen, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Mittwoch bei einem Treffen der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Waffenlieferungen für die Ukraine im Nato-Hauptquartier in Brüssel. Zudem nannte er auch präzisionsgelenkte Munition für Luftangriffe und Ausrüstung zur Drohnenabwehr als Beispiele.
Die Zusagen der USA für Militärhilfen seit dem Beginn des Kriegs erhöhten sich mit dem neuen Paket auf rund 43,9 Milliarden Dollar (41,5 Mrd. Euro), erklärte Austin. Über die Kontaktgruppe insgesamt seien bereits mehr als 33 Milliarden Dollar (31,2 Mrd. Euro) mobilisiert worden.
Großbritannien will die Ukraine mit einem weiteren militärischen Hilfspaket im Wert von mehr als 100 Millionen Pfund (etwa 116 Millionen Euro) unterstützen. Das teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Das zur Verfügung gestellte Gerät solle der ukrainischen Armee helfen, Minenfelder zu räumen, seine Fahrzeuge instand zu halten, seine Verteidigungsanlagen zu verstärken und wichtige nationale Infrastruktur zu schützen.
Finanziert werde das Paket mit Mitteln des International Fund for Ukraine (IFU), in den neben Großbritannien auch Dänemark sowie Norwegen, die Niederlande, Schweden, Island und Litauen einzahlten. Insgesamt seien so seit vergangenem Jahr 785 Millionen Pfund zusammengekommen, hieß es in der Mitteilung weiter.
Kürzlich sei zudem ein abschließender Vertrag zur Lieferung von Flugabwehrkapazitäten im Rahmen eines früheren IFU-Pakets unterzeichnet worden, hieß es. Dazu gehöre auch eine Plattform vom Typ MSI-DS Terrahawk Paladin, die in der Lage sei, Drohnen zu lokalisieren und zu zerstören.
Belgien will wie die Niederlande, Dänemark und Norwegen Kampfjets vom Typ F-16 an die Ukraine liefern. Das kündigte die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder am Mittwoch am Rande eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Brüssel an. Belgien will die Kampfjets demnach ab 2025 an die Ukraine schicken, wenn sie selbst neuere Modelle vom Typ F-35 erhält. Man werde sich auch um die wichtige Wartung und Instandhaltung kümmern, erklärte sie in einem Interview des Senders RTL. Zur geplanten Liefermenge äußerte sie sich nicht.
Von den anderen Partnern wurden der Ukraine bisher mehr als 50 Flugzeuge für den Abwehrkampf gegen Russland zugesichert. Mit den Kampfjets wollen die ukrainischen Streitkräfte die Hoheit über den Luftraum der Ukraine wiedererlangen. Mehrere Länder beteiligen sich an der Ausbildung der ukrainischen Piloten. Wann sie abgeschlossen sein wird und wann die ersten Maschinen geliefert werden, ist noch unklar.