Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Mittwoch, dem 14. August, aufgrund des alarmierenden Anstiegs von MPOX-Fällen in Afrika den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Die Erklärung erfolgt inmitten einer dramatischen Zunahme der Infektionen und Todesfälle auf dem Kontinent und spiegelt die Besorgnis wider, dass sich das Virus über internationale Grenzen hinweg ausbreiten könnte.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus verkündete die Entscheidung nach einer Sitzung des Notfallausschusses der UN-Gesundheitsbehörde. Diese Maßnahme folgt der Erklärung der Afrikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (Africa CDC), die MPOX am Dienstag zu einem öffentlichen Gesundheitsnotstand erklärt hatten.
Laut der WHO wurden in diesem Jahr in Afrika mehr als 14.000 MPOX-Fälle und 524 Todesfälle verzeichnet – eine beunruhigende Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Besonders besorgniserregend ist, dass über 96 Prozent der Fälle und Todesfälle auf den Kongo entfallen, wo auch eine neue Variante des Virus entdeckt wurde, die möglicherweise leichter von Mensch zu Mensch übertragbar ist.
MPOX, früher als Affenpocken bekannt, wurde erstmals 1958 entdeckt, als Wissenschaftler bei Affen Ausbrüche einer pockenähnlichen Krankheit feststellten. Ursprünglich beschränkten sich die Fälle hauptsächlich auf Zentral- und Westafrika, wo enge Kontakte zu infizierten Tieren die Hauptursache waren.
Im Jahr 2022 trat das Virus erstmals durch sexuelle Kontakte in mehr als 70 Ländern weltweit auf, in denen zuvor keine Fälle gemeldet wurden. MPOX gehört zur gleichen Virenfamilie wie Pocken, verursacht jedoch meist mildere Symptome wie Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen. In schwereren Fällen treten Läsionen an Gesicht, Händen, Brust und Genitalien auf.
Der dramatische Anstieg der Fälle ist besonders alarmierend. Laut Africa CDC sind MPOX-Fälle in mindestens 13 afrikanischen Ländern nachgewiesen worden. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fälle um 160 Prozent und die Todesfälle um 19 Prozent gestiegen.
Besonders besorgniserregend ist das Auftreten einer neuen Variante in einer kongolesischen Bergbaustadt, die möglicherweise bis zu 10 Prozent der Infizierten töten kann und sich leichter ausbreitet. Diese neue Variante verursacht meist mildere Symptome und Läsionen im Genitalbereich, was die Erkennung und damit auch die Kontrolle der Krankheit erschwert.
Während die weltweite Epidemie von 2022 hauptsächlich schwule und bisexuelle Männer betraf, die das Virus durch engen Kontakt, einschließlich sexueller Aktivitäten, übertrugen, zeigen die aktuellen Ausbrüche in Afrika andere Muster. Im Kongo betreffen mehr als 70 Prozent der Fälle und 85 Prozent der Todesfälle Kinder unter 15 Jahren. Experten sind besorgt über die Gründe für diese hohe Prävalenz unter Kindern und vermuten, dass soziale Faktoren wie Überbelegung und unzureichende hygienische Bedingungen eine Rolle spielen könnten.
Die Notstandserklärung der WHO zielt darauf ab, Geberorganisationen und Länder zu mobilisieren, um rasch zu handeln. Der Generaldirektor des Africa CDC, Dr. Jean Kaseya, appellierte an internationale Partner um Unterstützung, da die bisherige Reaktion auf die steigende Zahl der Fälle unzureichend gewesen sei.
"Die aktuellen Kontrollstrategien funktionieren nicht, und es besteht ein klarer Bedarf an zusätzlichen Ressourcen", erklärte Michael Marks, Professor für Medizin an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Marks betonte, dass eine globale Notstandserklärung ein notwendiger Schritt sei, um die Situation zu bewältigen.
Die Eindämmung des MPOX-Ausbruchs wird als herausfordernd angesehen, insbesondere in Afrika, wo Impfstoffe und Behandlungen begrenzt verfügbar sind. Der Kongo befindet sich in Gesprächen über mögliche Impfstoffspenden und hat Unterstützung aus Großbritannien und den USA erhalten. Die WHO hat bereits 1,45 Millionen US-Dollar aus ihrem Notfallfonds bereitgestellt, benötigt jedoch weitere 15 Millionen US-Dollar zur vollständigen Finanzierung der Bekämpfungsmaßnahmen.
Experten empfehlen eine umfassende Impfkampagne, die auch Impfungen gegen das verwandte Pockenvirus einschließen könnte, um die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu schützen.
Die internationale Gemeinschaft steht vor der dringenden Aufgabe, die Ressourcen zu bündeln und effektive Maßnahmen zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung von MPOX zu verhindern und die derzeitige Krise in Afrika zu bewältigen.