Dazu sollen den Vorschlägen zufolge eigene Institutsambulanzen für Kinder und Jugendliche eingerichtet werden. Bereits heute gibt es in den gut 300 Kinderkliniken rund 900 sogenannte persönliche Ermächtigungen, durch die die Medizinerinnen und Mediziner die jungen Patienten ambulant ohne Aufnahme ins Krankenhaus behandeln können, wie der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, mitteilte. Doch bei Urlaub oder Krankheit sei dann niemand da. "Das ist ein Riesenproblem", sagte Dötsch. Lediglich in Universitätskliniken könnten Eltern ihre Kinder schon jetzt regulär ambulant behandeln lassen.
Insbesondere in abgelegenen ländlichen Regionen mangele es auch generell an verfügbaren Praxiskapazitäten, sagte Dötsch. Dies sei angesichts vieler Krankheitsfälle im vergangenen Winter besonders auffällig gewesen. Die vorgeschlagenen Institutsambulanzen sollten dies ausgleichen. Außerdem hätten viele Kinderärzte ein sehr breites Spektrum - doch viele junge Patientinnen und Patienten litten unter seltenen, speziellen Krankheiten, die in einer Klinik oft besser erkannt oder behandelt werden könnten.
Vor allem Kinder und Jugendliche, die schwer erkranken, benötigten schnelle Hilfe, sagte Lauterbach. "Und manchmal erfordert nicht nur die Schwere des Krankheitsbildes, sondern auch die Entfernung zur niedergelassenen Praxis die Behandlung in einem Krankenhaus." Deswegen wolle er die Einrichtung von Institutsambulanzen den Koalitionspartnern der Ampel-Regierung auf jeden Fall vorschlagen. In der Psychiatrie gibt es solche Ambulanzen bereits.
"Die Kinder sind die größten Verlierer der Pandemie gewesen", sagte Lauterbach zudem. Er erinnerte an Schulschließungen wegen Corona und dem Auftreten von Long Covid bei Kindern. Nun sollten die Versorgungsstrukturen für Kinder und Jugendliche verbessert und abgesichert werden.
Außerdem schlugen die Regierungsberater eine bessere Finanzierung der Kinder- und Jugendmedizin vor. So sollten Kliniken einen Aufschlag bekommen, wenn sie bestimmte Leistungen der Kinder- und Jugendmedizin vorhalten. Sie machten zudem Vorschläge für eine flexiblere psychiatrische Versorgung auch für Erwachsene. Die Regierungskommission, die die Vorschläge gemacht hatte, hatte bereits zentrale Punkte der geplanten Klinikreform und eine Reform der Rettungsdienste empfohlen.
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