In Hamburg haben Energiekrise und teils explodierende Materialkosten in der ersten Jahreshälfte überdurchschnittlich viele Unternehmen in die Insolvenz getrieben. Für den Zeitraum Januar bis Juni registrierte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in der Hansestadt 82 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Mehr gab es nur im Saarland (89) und in Berlin (103). Zum Vergleich: Bundesweit beträgt diese Insolvenzquote 56, wie Creditreform am Donnerstag mitteilte.
Bayerischen Betriebe haben sich im ersten Halbjahr robuster gezeigt als der Bundesschnitt. Wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Donnerstag mitteilte, mussten im Freistaat von je 10.000 Unternehmen 41 Insolvenz anmelden. Auch das Saarland und Nordrhein-Westfalen lagen deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 56 Unternehmensinsolvenzen.
Ausführliche Gründe zum regionalen Insolvenzgeschehen nannte die Wirtschaftsauskunftei nicht. "Für die Unterschiede bei den regionalen Insolvenzquoten können unterschiedliche Branchenstrukturen sowie unterschiedliche Altersstrukturen der Unternehmen mitverantwortlich sein", hieß es lediglich. Auch zu Details wie der Zahl der betroffenen Arbeitnehmer und der Höhe der Zahlungsausfälle gab es nur bundesweite Angaben.
In Deutschland insgesamt registrierte Creditreform 8400 Firmenpleiten, 16,2 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2022. Eine höhere prozentuale Zunahme gab es den Angaben der Experten zufolge im Vergleichszeitraum zuletzt 2002. "Die enormen Kostenbelastungen durch zu hohe Energie- und Materialpreise zeigen Wirkung. Nach Jahren sinkender Insolvenzzahlen hat sich der Trend gedreht", sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. Trotz der signifikanten Zunahmen bei den Fällen handele es sich aber eher um eine Normalisierung als um eine "Insolvenzwelle". Auch das schlechte Konsumklima habe zu der Entwicklung beigetragen. "Die Inflation verunsichert Verbraucher und bremst die Kauflaune deutlich", sagte Hantzsch.
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