Der finnische Ministerpräsidenten Petteri Orpo sprach heute an einem Grenzposten in Kuhmo mit Reportern, da er sich Sorgen über die Ankunft von Asylsuchenden aus Russland machte. Er sagte, dass weitere Maßnahmen vorbereitet seien und bei Bedarf schnell ergriffen werden könnten, berichtete der finnische öffentlich-rechtliche Sender, YLE. Der Ministerpräsidenten bekräftigte außerdem, dass die jüngste Ankunft von Asylbewerbern auf einer Verhaltensänderung der russischen Behörden beruht und dass dieses Phänomen anhält.
Im Aufnahmezentrum Joutseno berichteten vier Asylbewerber aus dem Irak der Zeitung "Helsingin Sanomat", sie hätten 100 bis 400 Dollar für ein Fahrrad bezahlen müssen, je nachdem wie viel Geld sie dabei hatten. Die Räder seien am Straßenrand von einem Anhänger verkauft worden. Fünf Menschen aus Somalia sagten der Zeitung am Grenzübergang Nuijamaa: "Die russischen Grenzbehörden erlauben es nicht, zu Fuß zu gehen, man muss ein Fahrrad haben."
Die Situation an der finnisch-russischen Grenze hatte sich auch in sozialen Medien herumgesprochen. YLE und "Helsingin Sanomat" berichten, bei Facebook und Tiktok werde auf Arabisch für sichere Reisen über Russland ins EU-Mitgliedsland Finnland geworben. "Russland hat die Ostgrenze Finnlands für die Einwanderung geöffnet. Jeder sollte seinen Freunden sagen, dass diese Route einen Versuch wert ist", hieß es in einem Video, das auf Tiktok zusammen mit einer Karte der finnisch-russischen Grenzübergänge veröffentlicht wurde.
Zuvor hatte der Sprecher des Kremls bestritten, dass Russland illegale Migranten absichtlich an die finnische Grenze drängt und man bedauere die Entscheidung Finnlands, die Grenzübergänge zu Russland zu schließen. Dies spiegele die antirussische Haltung Helsinkis wider. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, dass die russischen Grenzschutzbeamten alle Anweisungen befolgten. Der Schritt sei "Ausdruck der neuen Trennlinien in Europa, die keine Fragen lösen, sondern - im Gegenteil - nur neue problematische Fragen schaffen", sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa der Tageszeitung "Iswestija".
Am Donnerstag berichtete auch Estland von Migranten an der russischen Grenze ohne gültige Papiere. Innenminister Lauri Läänemets sagte, die acht Somalier seien zurückgeschickt worden. Er sprach von einem "hybriden Angriff". Nach Angaben der Kontrollstelle in Narva gab es in der Nacht zu Freitag keine neuen Einreiseversuche. Läänemets betonte im Fernsehen, Estland sei auf alles vorbereitet und bei Bedarf auch bereit, Grenzpunkte zu schließen.