Die Fußball-Europameisterschaft 2024 versprach ein sportliches Großereignis in Deutschland zu werden. Doch neben den sportlichen Leistungen sorgte auch die Anwesenheit der Bundesregierung bei den Spielen für Schlagzeilen. Im Viertelfinale, als die deutsche Mannschaft in der 119. Minute gegen Spanien ausschied, saßen prominente Mitglieder der Bundesregierung auf der Tribüne des Stuttgarter Stadions: Bundeskanzler Olaf Scholz, Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Innenministerin Nancy Faeser und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
Es ist üblich, dass hochrangige Regierungsmitglieder bei wichtigen Sportereignissen anwesend sind, um die nationale Mannschaft zu unterstützen und internationale Beziehungen zu pflegen. Neben dem Spiel in Stuttgart besuchten Kabinettsmitglieder auch Spiele in Dortmund, München und Frankfurt am Main. Doch diese Reisen sorgten für öffentliche Diskussionen, nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Kosten.
Die Anreise der Regierungsmitglieder zu den Spielen erfolgte mit der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums. Die Gesamtkosten beliefen sich auf über 531.000 Euro. Diese Summe wurde durch eine Anfrage von Sören Pellmann, dem Vorsitzenden der Linke-Gruppe im Bundestag, bekannt. Pellmann kritisierte die hohen Kosten scharf und stellte die Notwendigkeit dieser Reisen in Frage. Er argumentierte, dass die Flugbereitschaft nicht für abendliche Unterhaltungsveranstaltungen der Bundesregierung genutzt werden sollte.
Eine weitere Kontroverse entstand um die Vergabe der Ehrenkarten, die Regierungsvertretern den VIP-Zugang zu den Spielen ermöglichten. Olaf Scholz wurde von seiner Ehefrau Britta Ernst begleitet, was Fragen zur Berechtigung der Kartenvergabe aufwarf. Die sogenannten Ehrenkarten sind eigentlich Repräsentanten der Verfassungsorgane vorbehalten und nicht übertragbar. Ein internes Schreiben des Regierungsdirektors Guido Large unterstrich, dass persönliche oder dienstliche Begleitungen bei der Nutzung dieser Karten nicht erlaubt seien.
Die UEFA stellte als Ausrichter der Europameisterschaft insgesamt bis zu 707 Ehrenkarten für die Bundesregierung und den Bundestag zur Verfügung. Diese Karten, die kostenlos von der UEFA vergeben werden, sollen hochrangigen Gästen einen VIP-Besuch ermöglichen. Die Kosten für die Karten übernahm die UEFA, während die Anreise- und Unterkunftskosten vom Staat getragen wurden.
Die hohen Ausgaben und die Anwesenheit der Bundesregierung bei den Spielen wurden in der Öffentlichkeit und von verschiedenen politischen Parteien kritisiert. Die Linke warf der Regierung Verantwortungslosigkeit vor, während andere Kommentatoren die Notwendigkeit und Angemessenheit solcher Reisen infrage stellten.
Die Europameisterschaft 2024 bot nicht nur sportliche Dramatik, sondern auch eine Plattform für politische Diskussionen über die Nutzung öffentlicher Mittel und die Rolle von Politikern bei internationalen Sportereignissen. Die Kontroverse um die Reisen und Ehrenkarten verdeutlichte die Herausforderungen, denen sich die Bundesregierung in Bezug auf Transparenz und Rechenschaftspflicht gegenüber sieht. Angesichts der öffentlichen Diskussionen könnten zukünftige Reisen und deren Kosten strenger geprüft werden, um sicherzustellen, dass öffentliche Mittel verantwortungsvoll eingesetzt werden.