Auch bei den internationalen Rüstungshilfen sprach Selenskyj von einer "guten Dynamik". Allerdings hob er die Bedeutung der USA als bislang wichtigstem militärischen Unterstützer bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg hervor. Mit Ungeduld warte Kiew auf die Entscheidung in Washington - "sie ist von entscheidender Bedeutung", mahnte er. In den USA lähmt ein innenpolitischer Streit zwischen Demokraten und Republikanern weitere Hilfen für die Ukraine.
Ein russischer Sieg in der Ukraine könnte China ermutigen, sagte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps. In einem kürzlich veröffentlichten Gastbeitrag für "Politico" forderte Shapps die weitere Unterstützung des Westens für die Ukraine. "Wir müssen diesen Schwung beibehalten. Und dazu brauchen wir mehr diplomatische, wirtschaftliche und militärische Unterstützung", schrieb Shapps.
"Es gibt keine Welt, in der man Putin gewinnen lassen kann", fuhr er fort. "Das würde ihn nicht nur ermutigen und unsere anderen osteuropäischen Verbündeten ins Fadenkreuz Russlands rücken, sondern auch China signalisieren, dass alles zu gewinnen ist." Shapps ist nicht der erste Politiker, der über Chinas Interesse am russisch-ukrainischen Krieg spekuliert. Der frühere Präsident Donald Trump sagte im März 2022, dass China nach dem Einmarsch Russlands eher früher als später beschließen könnte, in Taiwan einzumarschieren.
Auch CIA-Direktor William Burns warnte bereits im Juli 2022 in einem Interview der NBC: "Ich denke, die chinesische Führung versucht, die Lehren aus dem Einmarsch Russlands in der Ukraine zu ziehen. Wir haben den Eindruck, dass es weniger um die Frage geht, ob die chinesische Führung in einigen Jahren beschließen könnte, Taiwan mit Gewalt zu kontrollieren, sondern viel eher wie und wann sie es tun würde".
China betrachtet die Insel Taiwan als eine"abtrünnige Provinz", die zu seinem Territorium gehört. Während des APEC-Gipfels im vergangenen Jahr soll der chinesische Staatschef Xi Jinping gegenüber Präsident Joe Biden erklärt haben, dass China die Absicht habe, Taiwan zu übernehmen.
"Wir stehen fest auf der Seite des Friedens und des Dialogs, das heißt auf der richtigen Seite der Geschichte", sagte Liu Pengyu, ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington, "Newsweek" zu Shapps Meinungsäußerung. "Wir hoffen, dass alle Parteien an Wegen zur Deeskalation arbeiten und die Voraussetzungen für eine politische Lösung der Ukraine-Krise schaffen werden", so Liu weiter.