Das Wasser stand teilweise bis zu einem Meter hoch in dem Ort. Es gebe keinen Strom, keine Zufahrt und auch keine Festnetztelefonie, beschrieb der Bürgermeister die kritische Lage. Außerdem funktionierten die Toiletten wegen der fehlenden Abflüsse nicht mehr. Den Einwohnern sei daher dringend angeraten worden, ihre Häuser zu verlassen. Die Menschen würden jedoch nicht mit Polizeigewalt aus ihrem Zuhause geholt, betonte der Bürgermeister.
An der Elbe müssen sich die Menschen auf weiter steigende Wasserstände gefasst machen. Laut Landeshochwasserzentrum sollte am Dienstag im Laufe des Tages in Schöna und Dresden die Alarmstufe 3 erreicht werden.
Dagegen wurden aus dem Gebiet der Zwickauer und Freiberger Mulde rückläufige Wasserstände gemeldet. Lediglich an der Vereinigten Mulde in Bad Düben galt am Dienstag Alarmstufe 3 von 4 – allerdings mit sinkender Tendenz. Dort laufe derzeit der Hochwasserscheitel durch, hieß es. Für die nächsten Tage werde zunächst nicht mit einem starken Wiederanstieg gerechnet. Allerdings sei der Boden gesättigt, sodass bei stärkerem Regen kleinere Bäche und Flüsse rasch wieder anschwellen könnten.
Niedersachsen: Deich bricht an zwei Stellen - Braunschweig vor Flutwelle
Auch in Niedersachsen sorgte das Hochwasser für Anspannung. Im Landkreis Leer kämpften in der Nacht zum Dienstag hunderte Einsatzkräfte gegen die Wassermassen. In der Gemeinde Uplengen war der Deich der Hollener Ehe an zwei Stellen gebrochen, zudem sei er auf einer Länge von fast 500 Metern aufgeweicht, sagte Kreisfeuerwehrsprecher Dominik Janßen. 450 Einsatzkräfte und Hunderte freiwillige Helfer konnten Deich aber mit Sandsäcken stabilisieren.
Die Okertalsperre im Harz hat ihre maximale Kapazität erreicht. Über den Überlauf der Staumauer werde nun mehr Wasser in die Oker abgegeben, teilte die Stadtverwaltung Braunschweig am Dienstag mit. Statt 16 Kubikmeter pro Sekunden fließen nun 30 Kubikmeter pro Sekunde in den Fluss. Die Hochwasserlage in Braunschweig werde diese Maßnahme weiter verschärfen, so die Stadt. Es werde erwartet, dass die Welle in den späten Abendstunden in der Stadt ankomme.
Die Hochwasser-Situation im Landkreis Northeim bleibt angespannt. Auch dort sind Deiche aufgeweicht. Daher bittet die Kreisfeuerwehr Northeim eindringlich darum, die Deichanlagen in der Region nicht zu betreten, berichtet das "Göttinger Tageblatt". Die Harzwasserwerke lassen in Abstimmung mit der Talsperrenaufsichtsbehörde weiterhin mehr Wasser aus den Talsperren ab, um die anstehenden Hochwasserwellen aus dem Harz speichern zu können. Einige der Talsperren sind bereits zu 95 Prozent gefüllt.
In der Gemeinde Hatten im Landkreis Oldenburg wurde ebenfalls ein Deich instabil. Die Bewohner zweier Straßen müssten evakuiert werden, teilte die Feuerwehr in der Nacht zu Dienstag mit. Wie viele Menschen betroffen waren, war zunächst nicht bekannt. Am Dienstagmorgen sollte die Stabilität des Deichs erneut beurteilt werden. Bis dahin solle der Deich durch Sandsäcke stabilisiert werden. Ein Deichbruch werde weiterhin als unwahrscheinlich eingeschätzt.
Für die Flussgebiete der Oker und Innerste warnten die Behörden vor einer weiteren Verschärfung der Hochwasserlage. Da im Harz bis zum Dienstagvormittag weiterer Regen vorausgesagt sei, werde eine dritte Hochwasserwelle in den Zuflüssen zu den Talsperren erwartet. Dadurch würden sich die Harztalsperren so stark füllen, dass voraussichtlich mehr Wasser abgelassen werden müsse und dies führe dann zu einer deutlichen Verschärfung der Hochwasserlage, hieß es in einer Mitteilung.
Die Diemeltalsperre in Nordrhein-Westfalen ist voll, das Wasser muss nun abgelassen werden. Mit einem starken Anstieg der in die Weser mündenden Werra wird gerechnet, weil auch weitere Talsperren gezwungen sind, Wasser abzulassen. Das berichtet die Deister- und Weserzeitung. In Hameln drücke das Weserwasser durch die Hochwasserschutzmauer, der Krisenstab habe nun einen Schutzwall bauen lassen, um die Altstadt zu schützen.
Besonders stark betroffen ist die Stadt Rinteln, berichten die "Schaumburger Nachrichten". Einige Anwohner mussten dort evakuiert werden.
Problematisch wird aktuell die Entwicklung an der Elbe rund um Dresden eingeschätzt, wo die Pegel weiter steigen und der Weihnachts-Circus seinen Betrieb vorläufig einstellen musste. Der erste sächsische Elbpegel werde noch am Dienstag und damit einen Tag früher als prognostiziert Warnstufe drei erreichen , berichtet die "Leipziger Volkszeitung" unter Berufung auf das Landeshochwasserzentrum.
Der Deutsche Wetterdienst sagte weiteren Dauerregen in mehreren Regionen voraus, vor allem von den westlichen Mittelgebirgen bis zum Harz, hieß es in einer DWD-Unwetterwarnung vom späten Montagabend. Außerdem werde es mancherorts stürmisch. In der Nacht sollte es starke, im Nordwesten auch stürmische Böen geben, die sich im Laufe des Tages nach Norden ausdehnten. An Bächen und Flüssen sei Hochwasser zu erwarten. Neben Überschwemmungen könne es auch zu Erdrutschen kommen. Der Großteil des Landes bleibe im Einflussbereich milder und sehr feuchter Luftmassen.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnte vor Sturmfluten im Wesergebiet und an der niedersächsischen Nordseeküste. Konkret wurden Bremen, Bremerhaven, Elsfleth, Brake und Rechtenfleth an der Weser sowie Wilhelmshaven an der Nordsee genannt. Angespannt war die Hochwasserlage weiterhin auch in Teilen von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Nordrhein-Westfalen.
Die Hochwasserlage in Rheinland-Pfalz entspannt sich weiter. "Die Tendenz ist fallend", sagte ein Sprecher des Hochwassermeldedienstes in Mainz am Dienstag. Möglicherweise könnte es zum neuen Jahr wieder einen Anstieg geben. "Das ist aber noch Zukunftsmusik", sagte er. Für die nächsten Tage erwartete auch der Deutsche Wetterdienst nicht die großen Regenmengen.
Am Oberrhein waren die Höchststände laut Hochwasservorhersagezentrale am Dienstag bereits erreicht, am Mittelrhein wurden die höchsten Stände im Verlauf des Dienstags erwartet, anschließend sollte das Wasser auch hier zurückgehen.
Am Pegel Mainz wurde ein Höchststand von 5,82 Metern registriert, der Wert lag etwas oberhalb eines zweijährlichen Hochwassers. Am südlichen Oberrhein blieben selbst die höchsten Stände unter denen eines zweijährlichen Hochwassers. Am Pegel Maxau etwa sollte am Dienstag die Meldehöhe von sieben Metern unterschritten werden.
Voraussichtlich noch bis Mittwoch (27. Dezember) ist der Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Hannover und Magdeburg beeinträchtigt. IC-Züge würden in beiden Fahrtrichtungen umgeleitet und verspäteten sich dadurch um etwa 30 Minuten, teilte die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite mit. Hintergrund sind demnach Gleisunterspülungen auf der Strecke von Magdeburg nach Helmstedt.