Wüstner fordert mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz am Montag einen "politischen Ruck". Die Fachminister müssten sich stärker mit der Verwundbarkeit Deutschlands befassen, sagte er. Wichtig sei es, dass sich Bund und Länder stärken mit möglichen Szenarien wie Angriffen auf die kritische Infrastruktur des Landes sowie Terroranschlägen kümmerten, erklärte der Oberst.
"Die Schwäche Europas, die Überdehnung der Bundeswehr sowie die Unwuchten in den USA können Gegner dazu motivieren, schon morgen anzugreifen", so André Wüstner. Aus seiner Sicht dürfe man Bedrohungspotentiale – beispielsweise aus Russland – nicht ignorieren. Wüstner: "Alle müssen verstehen, dass Präsident Putin einen langen Atem hat, dass er mit Unterstützung anderer Autokratien seine Kriegswirtschaft weiter hochfährt und vor nichts zurückschreckt."
Als Folge will der Chef des Bundeswehrverbands, dass Bundeswehr, Polizei, Bundesnachrichtendienst sowie der Verfassungsschutz gestärkt werden. Gleichzeitig forderte er "die teilweise überzogenen rechtlichen Auflagen für diese Instrumente" zu lockern. Um den Nachwuchssorgen der Bundeswehr Herr zu werden, rüttelt er zudem an einem weiteren Tabu: Zu Personalgewinnung solle auch an Schulen für den Wehrdienst geworben werden. "Was ist schlecht daran, unserem Land zu dienen und unseren Frieden, unsere Freiheit zu verteidigen?", so der Bundeswehrexperte.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte bereits in der vergangenen Woche eine deutliche Stärkung der Bundeswehr angemahnt. Er hatte im ZDF vor Kriegsgefahren in Europa gewarnt und Tempo bei der Modernisierung der Bundeswehr gefordert. "Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte. Und das heißt: Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein – und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen", sagte der SPD-Politiker in der Sendung "Berlin direkt".