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Die Schweizer Bank UBS wird die einstige Konkurrentin Credit Suisse nach der Notübernahme im Frühjahr komplett integrieren. Ein Verkauf oder ein Börsengang des Schweiz-Geschäfts der Credit Suisse ist damit vom Tisch. Mit der Entscheidung verbunden ist der Wegfall von tausenden Arbeitsplätzen, wie Bankchef Sergio Ermotti am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen sagte. Allein in der Schweiz sollen rund 3000 Arbeitsplätze eingespart werden, möglichst durch natürliche Abgänge, hieß es. Weltweit dürften es deutlich mehr sein. Die Zahl wollte Ermotti nicht nennen. In Medien wurde über den Wegfall von 30.000 bis 35.000 Stellen spekuliert. Ende Juni hatte die fusionierte Bank knapp 120.000 Vollzeitstellen.

Die Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde teilte am Donnerstag mit, dass eine in diesem Frühjahr durchgeführte eingehende Überprüfung von mehr als 30 Banken ergeben habe, dass "eine große Zahl" die grundlegenden Anforderungen für die Analyse des Geldwäscherisikos nicht erfüllte. Die als FINMA bekannte Behörde sagte, die Überprüfung sei auf wiederholte Anzeichen von Mängeln in der Geldwäscherei-Risikoanalyse bei ihren regelmäßigen Besuchen bei Finanzinstituten zurückzuführen. Die schlechte Beurteilung der Banken – die nicht namentlich genannt wurden – ist bedeutsam, da die Schweiz in der Vermögensverwaltung weltweit auf Platz 1 liegt.

Der Schweizer Bankengigant teilte mit, dass 61,2 Milliarden Schweizer Franken (rund 68 Milliarden Euro) die Bank in den ersten drei Monaten des Jahres verlassen haben. Der Kreditgeber hatte gerade seine voraussichtlich letzten Finanzergebnisse gemeldet. Der Zwangsverkauf an die Schweizer Konkurrenzbank UBS soll bald abgeschlossen werden. Das Flaggschiff der Vermögensverwaltungssparte der Credit Suisse verzeichnete Ende März einen Rückgang der von ihr verwalteten Vermögenswerte auf 502,5 Milliarden Franken, fast 29% weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte die Credit Suisse in einer Erklärung mit. "Diese Abflüsse haben sich abgeschwächt, haben sich aber bis zum 24. April 2023 noch nicht umgekehrt".

Die Aktionäre der Credit Suisse tadelten am Dienstag die Führungskräfte der Schweizer Bank für jahrelanges Missmanagement, Skandale und Verschleierung, die ihren Aktienkurs in den Abgrund schickten, während sich Führungskräfte entschuldigten und darauf bestanden, dass der einst ehrwürdige Kreditgeber der einzige Weg nach vorne sei eine staatlich gesteuerte Übernahme durch den Konkurrenten UBS. Eine weitgehend höfliche – wenn auch manchmal ausgelassene, emotionale, wütende und sogar humorvolle – Stimmung prägte die erste persönliche Aktionärsversammlung seit vier Jahren und wahrscheinlich die letzte in der 167-jährigen Geschichte der Bank.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet, ob die staatlich unterstützte Übernahme der angeschlagenen Bank Credit Suisse durch den größeren Konkurrenten UBS im vergangenen Monat gegen das Schweizer Strafrecht verstoßen hat. Das Büro des Generalstaatsanwalts sagte, es untersuche mögliche Verstöße von Regierungsbeamten, Aufsichtsbehörden und Führungskräften bei den beiden Banken, die an einem hektischen Wochenende Mitte März eine Notfusion durchgeführt hatten, um einen größeren finanziellen Zusammenbruch zu verhindern.

Die UBS-Übernahme des umkämpften Rivalen Credit Suisse hat das Selbstverständnis der Schweiz erschüttert und ihren Ruf als globaler Finanzplatz beschädigt, sagen Analysten und warnen, dass der Wohlstand des Landes zu sehr von einem einzigen Bankengiganten abhängig werden könnte. Die ungewisse Zukunft eines Zusammenschlusses der beiden globalen Banken der Schweiz kommt zu einer heiklen Zeit für die Schweizer Identität, die fast ebenso sehr auf einem Selbstverständnis von Finanzfinesse wie auf Know-how in Schokolade, Uhrmacherei und Käse aufbaut. Die Aufsichtsbehörden, die bei dem Milliarden-Deal mitgeholfen haben, haben viel zu tun, während UBS die Bücher ihres Rivalen prüft, die gewünschten Teile herauspickt und auf den Rest verzichtet.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds forderte am Sonntag in einer Rede in China mehr Wachsamkeit gegenüber dem globalen Finanzsystem, in der sie auch auf "grüne Triebe" in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hinwies. "Die Risiken für die Finanzstabilität haben zugenommen", sagte die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva, während einer Rede in Peking. Georgieva lobte, wie schnell die politischen Entscheidungsträger auf die Bankenkrise reagiert hatten, und verwies auf die jüngste Zusammenarbeit der großen Zentralbanken, um den weltweiten Fluss von US-Dollar anzukurbeln.

Eine Woche nach dem unter der Regie des Bundes zustande gekommenen Bankendeals zur Übernahme von Credit Suisse (CS) durch UBS ist die Aufarbeitung der Geschehnisse in vollem Gang. Die schweizerische Bundesrätin Karin Keller-Sutter hat bereits eine erste Analyse in Auftrag gegeben. Die Bankenaufsicht Finma hofft auf schärfere Instrumente. Man dürfe jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen und müsse sich auch international überlegen, wie mit global tätigen Banken in solchen Situationen umgegangen werden solle, sagte die Finanzministerin in Interviews vom Wochenende.

Es ist selten ein gutes Zeichen, wenn Politiker inmitten eines Kurssturzes des größten Finanzinstituts ihres Landes erklären, dass sie sich keine Sorgen machen müssten. Solche Bemerkungen schüren oft nur Panik. Bundeskanzler Olaf Scholz wäre besser beraten gewesen, nichts über die Deutsche Bank zu sagen. Richtig ist aber auch, dass Scholz nur leicht übertrieben hat, als er sagte: "Die Deutsche Bank hat ihr Geschäftsmodell grundlegend modernisiert und neu aufgestellt und ist eine sehr profitable Bank." Die Modernisierung hat noch einen langen Weg vor sich, aber nach reinen Zahlen ist die Deutsche Bank nicht mehr das krisengeschüttelte, von Skandalen verschlungene Bank die sie von 2016-18 war.