Die EU-Staaten und das Europaparlament hatten sich auf einheitliche Verfahren an den europäischen Außengrenzen geeinigt. Geplant ist ein deutlich härterer Umgang mit Menschen aus Ländern, die als relativ sicher gelten. Die Verteilung von Flüchtlingen auf die EU-Staaten wird neu geregelt. Wenn die Länder keine Flüchtlinge aufnehmen wollen, sollen sie zum Beispiel mit Geld Unterstützung leisten. Das Europaparlament und die EU-Staaten müssen noch endgültig zustimmen.
"Das Verfahren an den europäischen Außengrenzen für offensichtlich unbegründete Asylanträge halte ich für notwendig", sagte Stübgen. "Die Außengrenzlager müssen aber erstmal aufgebaut werden und humanitär angemessen sein." Den geplanten Solidaritätsmechanismus zur Verteilung der Flüchtlinge hält er für einen "ersten richtigen Schritt". Anders sei keine Einigung hinzubekommen. "Es wäre viel sinnvoller, Flüchtlinge direkt aus Krisenregionen über Aufnahmeprogramme aufzunehmen", sagte er.
Der CDU-Politiker hatte sich monatelang für feste Kontrollen an der Grenze zu Polen eingesetzt. Dann ordnete Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sie Mitte Oktober an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz an und verlängerte die Maßnahme, um Schleusungskriminalität stärker zu bekämpfen und irreguläre Migration zu begrenzen. Die Zahl unerlaubt eingereister Flüchtlinge ging danach deutlich zurück. Grenzkontrollen sind im Schengen-Raum eigentlich nicht vorgesehen.
Der Minister strebt an, dass es keine Grenzkontrollen mehr gibt: "Sie sind als Sofortmaßnahme sehr wirkungsvoll. Ich möchte die Grenzkontrollen aber sobald wie möglich wieder abschaffen, weil es eine Ausnahmesituation ist", sagte Stübgen. "Sie dürfen nach Schengen-Kodex jeweils nur zunächst für ein halbes Jahr notifiziert werden. Wir brauchen dieses halbe Jahr mindestens, möglicherweise länger. Unser Ziel muss sein, dass wir innerhalb der Europäischen Union keine Grenzkontrollen haben." Dafür müssten aber die EU-Außengrenzen sicher sein.
Der CDU-Politiker wertete den Kompromiss der Ampel-Fraktionen im Bundestag zu erleichterten Abschiebungen positiv. "Erleichterte Abschiebungen geben unseren Behörden mehr Möglichkeiten, die Rückführung effizienter zu organisieren", sagte Stübgen. "Es ist nach wie vor so, dass mehr als die Hälfte aller Rückführungen scheitern."
Brandenburg hat nach seinen Angaben in den vergangenen 24 Monaten etwa 60 000 Flüchtlinge aufgenommen, im Land lebten derzeit nur rund 4500 vollziehbar ausreisepflichtige Ausländer. "Rückführungen sind wichtig, aber nicht wirklich die Lösung der großen Herausforderungen", sagte Stübgen. "Freiwillige Rückkehr hat bei uns absoluten Vorrang, wir liegen dabei doppelt so hoch wie bei Abschiebungen. Die Lösung muss aber in erster Linie darin liegen, dass der Zugang begrenzt wird."