Weniger als zwei Wochen nach dem Beginn ihrer großangelegten Offensive im Westen Russlands hat die ukrainische Armee ihre Angriffe intensiviert. Am Sonntag wurden weitere bedeutende militärische und logistische Ziele in Russland angegriffen, darunter eine strategisch wichtige Brücke in der Grenzregion Kursk und das Erdöllager Kawkas in der Region Rostow. Die ukrainische Führung zeigt sich mit dem Verlauf der Offensive zufrieden, während die Bundesregierung beschlossen hat, vorerst keine zusätzlichen Hilfszahlungen für die Ukraine zu leisten.
Der Angriff auf die Brücke über den Fluss Sejm nahe des Dorfes Swannoje, etwa 15 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze, stellt einen weiteren schweren Schlag gegen die russischen Versorgungswege dar. Laut der ukrainischen Luftwaffe wurde die Brücke am Sonntag gezielt zerstört. Ein Video, das von Mykola Oleschtschuk, dem Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, veröffentlicht wurde, zeigt die Explosion und die Zerstörung der Brücke. Dies folgt auf die Zerstörung einer weiteren Brücke in der Nähe von Gluschkowo am Samstag. Die russischen Militärblogger berichten, dass die Zerstörung der Brücken die Möglichkeiten der russischen Streitkräfte, den Fluss Sejm zu überqueren und ihre Truppen zu verlegen, erheblich einschränkt.
Zusätzlich wurde in der Region Rostow das Erdöllager Kawkas bei einem Drohnenangriff getroffen. Der Gouverneur der Region, Wassili Golubew, bestätigte, dass der Angriff einen Großbrand auslöste. Das Erdöllager ist von strategischer Bedeutung, da es auch die russische Armee mit Treibstoff versorgt.
Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Samstag, dass die Offensive "genau wie erwartet" verläuft. Die ukrainischen Truppen haben bereits über tausend Quadratkilometer und 82 Ortschaften in der Region Kursk erobert, einschließlich der strategisch wichtigen Stadt Sudscha. Diese Stadt beherbergt einen bedeutenden Gasknotenpunkt des russischen Konzerns Gazprom, der eine zentrale Rolle beim Transport von russischem Gas nach Europa spielt.
Selenskyj betonte, dass der Vorstoß auch dazu dient, Moskau zu einem "fairen Verhandlungsprozess" zu bewegen. Die Offensive stellt die größte grenzüberschreitende militärische Operation der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs dar und ist die erste einer ausländischen Armee auf russischem Boden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Während die Ukraine ihre militärischen Operationen ausweitet, zeigt sich die Bundesregierung zurückhaltend in Bezug auf weitere finanzielle Unterstützung. In der aktuellen Haushaltsplanung sind keine zusätzlichen Hilfszahlungen für die Ukraine vorgesehen. Stattdessen plant die Bundesregierung, künftige Unterstützung über einen internationalen Fonds zu finanzieren.
Parallel zu den ukrainischen Angriffen auf russisches Territorium gehen die russischen Angriffe auf die Ukraine unvermindert weiter. Am Sonntag wurde die ukrainische Hauptstadt Kiew erneut angegriffen, diesmal mit Raketen nordkoreanischer Bauart. Die Kiewer Militärverwaltung berichtete von erfolgreichen Abwehrmaßnahmen gegen die Angriffe.
Zusätzlich warnte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) vor einer sich verschlechternden Lage am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja. Laut IAEA-Chef Rafael Grossi wurde durch eine Drohne mit explosiver Ladung ein Schaden am Atomkraftwerk verursacht.
Die ukrainische Offensive, die durch eine strategische Zerstörung von Infrastruktur und gezielte Angriffe auf logistische Ziele gekennzeichnet ist, könnte die russischen Militäroperationen erheblich behindern. Während Kiew versucht, seine militärische Position zu festigen und Moskau zu Verhandlungen zu bewegen, bleiben die internationalen Reaktionen gespalten. Die kommenden Wochen werden entscheidend dafür sein, wie sich die militärische und politische Situation weiterentwickelt.
Der Angriff hat auch die militärische und diplomatische Aufmerksamkeit auf den westlichen Teil Russlands gelenkt und zeigt, wie die Ukraine ihre militärischen Kapazitäten nutzt, um auf internationalem Parkett Druck auf Russland auszuüben und strategische Vorteile zu sichern. Die Reaktionen und Strategien der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der Unterstützung durch westliche Waffenlieferanten, werden entscheidend dafür sein, wie sich die Lage weiter entfaltet.