Der Gerichtstermin fand zwei Tage nach Trumps Sieg bei der Präsidentschaftsvorwahl der Republikaner im US-Bundesstaat New Hampshire statt. Damit ist Trump einer Präsidentschaftskandidatur näher gekommen. Der Ex-Präsident macht seine Probleme mit der Justiz mit inzwischen vier Anklagen zum Wahlkampfthema und stellt sich als Opfer einer "Hexenjagd" der Demokraten dar, die aus seiner Sicht seine Rückkehr in das Weiße Haus verhindern wollen.
Der 77-jährige Trump wies am Donnerstag den Vorwurf zurück, er habe irgendjemanden angewiesen, Carroll mit seinen Äußerungen zu schaden. "Ich wollte nur mich selbst, meine Familie und ehrlich gesagt auch die Präsidentschaft verteidigen", sagte Trump. Zudem betonte er, der von seiner Anwältin Alina Habba als Zeuge der Verteidigung aufgerufen worden war, erneut, dass er Carrolls Anschuldigungen zurückweise.
Zuvor hatten beide Seiten noch einmal ihre Standpunkte dargelegt und Zeuginnen befragt. Trumps Anwälte hatten zudem erneut eine Einstellung des Verfahrens gefordert, die Richter Lewis Kaplan aber ablehnte. Wegen mehrerer Krankheitsfälle war der Prozess Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils vertagt worden. Bereits am Freitag könnte das Verfahren Richter Kaplan zufolge abgeschlossen und der Jury übergeben werden.
Es handelt sich um den zweiten Prozess der 80-jährigen Carroll gegen Trump. Zum Abschluss des ersten Verfahrens hatte es im Mai eine New Yorker Geschworenenjury als erwiesen angesehen, dass Trump Carroll 1996 in einem New Yorker Nobelkaufhaus angegriffen, sexuell missbraucht und später verleumdet hatte. Die Geschworenen hatten der Schriftstellerin daraufhin eine Entschädigung in Höhe von fünf Millionen Dollar (etwa 4,65 Millionen Euro) zugesprochen.
Weil sie nachfolgende Kommentare von Trump ebenfalls als verleumderisch ansah, klagte Carroll anschließend erneut. Bereits vor Beginn des zweiten Prozesses gab Richter Kaplan ihr recht und entschied, dass weitere Kommentare Trumps verleumderisch gewesen seien. Damit muss die Jury nun lediglich noch über die Höhe der Entschädigung entscheiden, die der Ex-Präsident der Frau bezahlen muss. Carroll verlangt mehr als zehn Millionen Dollar.
Trump war im zweiten Prozess - anders als im ersten, wo er komplett abwesend geblieben war - bereits mehrfach persönlich erschienen und durch zahlreiche kommentierende Meinungsäußerungen störend aufgefallen, weswegen ihm der Richter schon mit Ausschluss gedroht hatte. Der 77-Jährige gilt bei den im November anstehenden Präsidentschaftswahlen als aussichtsreichster Bewerber der Republikaner. Er muss sich allerdings derzeit auch in zahlreichen verschiedenen Fällen mit Gerichten auseinandersetzen. Die Gerichtstermine nutzt Trump häufig als eine Art Wahlkampfauftritt.