Hongkong, 19. Juli 2024 – Der renommierte Wissenschaftler Yuen Kwok-yung, bekannt für seine bahnbrechenden Forschungen im Bereich der Infektionskrankheiten, hat eindringlich vor der unvermeidlichen Gefahr einer neuen Pandemie gewarnt. In einem Interview mit AFP im Queen Mary Hospital von Hongkong, wo Yuen arbeitet und lehrt, äußerte er seine Besorgnis über die globalen Risiken und die Notwendigkeit einer umfassenden Vorbereitung.
Unvermeidlichkeit einer neuen Pandemie
Yuen betonte, dass sowohl die Öffentlichkeit als auch die internationalen Staats- und Regierungschefs die Realität einer kommenden Pandemie anerkennen müssen. "Es ist wahrscheinlich, dass wir früher als erwartet mit einer weiteren Pandemie rechnen müssen", sagte Yuen. Er führte an, dass die raschen geopolitischen, wirtschaftlichen und klimatischen Veränderungen weltweit die Entstehung neuer Infektionskrankheiten begünstigen könnten. Diese Faktoren schaffen Bedingungen, die das Risiko globaler Gesundheitskrisen erhöhen.
Globale Bedrohungen und notwendige Maßnahmen
In seiner neuen Autobiografie, "My Life in Medicine: A Hong Kong Journey", warnt Yuen, dass die Politik sich zu sehr auf nationale oder regionale Interessen konzentriert. Stattdessen sollten der rasche Klimawandel und das Aufkommen neuer Infektionskrankheiten höchste Priorität haben. "Das ist etwas so Wichtiges, dass wir es nicht ignorieren sollten", betonte Yuen.
Er fordert eine umfassende Besinnung und Maßnahmen vonseiten der Politiker, um "globale existenzielle Bedrohungen" effektiv zu bekämpfen. Laut Yuen ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Regierungen der Welt zusammenarbeiten, um diesen Herausforderungen zu begegnen und zukünftige Pandemien zu verhindern.
Erfahrungen aus der SARS- und Covid-19-Pandemie
Yuen ist eine weltweit anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Coronaviren. Seine Forschung während des SARS-Ausbruchs im Jahr 2003, als sein Team das Virus isolierte und identifizierte, war entscheidend für das Verständnis und die Bekämpfung der Krankheit. Diese Erfahrung prägte seinen Umgang mit der Covid-19-Pandemie, die Hongkong aufgrund von unzureichenden Impfpraktiken, insbesondere unter älteren Menschen, schwer traf.
"Wir haben von den 20 Jahren Forschung profitiert, die dem SARS-Ausbruch folgten", schrieb Yuen in seinem Buch. Trotz der strengen Ausgangssperren und langen Quarantänen verzeichnete Hongkong am Ende der Pandemie rund drei Millionen Infektionen und über 13.800 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19. Yuen hebt hervor, dass die Maßnahmen anfangs wirksam waren, aber durch Faktoren wie Angst, Unwissenheit und Fehlinformationen beeinträchtigt wurden.
Die Bedeutung der Transparenz
Yuen plädiert für eine transparente Untersuchung der Ursprünge von Covid-19. Er sieht darin einen wichtigen Schritt, um aus der Pandemie zu lernen und sich besser auf zukünftige Bedrohungen vorzubereiten. Die Weltgesundheitsorganisation hatte bereits China zu mehr Transparenz aufgefordert, jedoch ohne konkrete Schlussfolgerungen über die Quelle des Virus zu ziehen.
Internationale Kooperation durch Pandemic Research Alliance
Um zukünftigen Bedrohungen besser begegnen zu können, gründete Yuen im vergangenen Jahr gemeinsam mit Kollegen aus Festlandchina und den USA die Pandemic Research Alliance. Diese Initiative soll den Austausch von Informationen und Forschungsergebnissen fördern und eine globale Zusammenarbeit stärken. "Es ist eine schlechte Idee, diesen Austausch zu stoppen oder zu verhindern, weil er alle schützt", erklärte Yuen.
Er betont, dass der internationale Austausch von Forschungsergebnissen und Erfahrungen entscheidend ist, um zukünftige Pandemien zu verhindern und deren Auswirkungen zu minimieren. „Wenn wir nicht darüber reden … und dann kommt es zu einer weiteren Pandemie, und wir müssen erneut einen hohen Preis zahlen“, warnte Yuen.
Yuen Kwok-yung appelliert an die Weltgemeinschaft, sich den bevorstehenden globalen Herausforderungen zu stellen und die Lehren aus vergangenen Pandemien zu nutzen. Durch umfassende Forschung, internationale Zusammenarbeit und proaktive Maßnahmen kann die Welt möglicherweise besser auf zukünftige Gesundheitskrisen vorbereitet werden.