Deutschland sieht heute nicht mehr so aus wie vor zehn Jahren. Es riecht nicht mehr wie früher, dieses ganze Deutschland ist nicht mehr das Deutschland, das unsere Großeltern und Eltern uns als Beispiel genannt haben, sagte Orbán. In der Vergangenheit hätten Eltern ihren Kindern geraten, nach Deutschland zu gehen, um fleißige Menschen und gut organisierte Arbeit zu erleben. Diese Zeiten seien vorbei, so der ungarische Premier.
Orbán zeigte sich besonders besorgt über die Veränderungen, die die Migration in Deutschland bewirkt habe. Er betonte, dass Migranten in Deutschland nicht länger als Gäste betrachtet würden, sondern durch die Politik der Staatsbürgerschaftsvergabe und Familienzusammenführung zunehmend Teil der deutschen Gesellschaft würden. Es ist jetzt auch ihr Land. Es wird sogar immer mehr zu ihrem Land. Das ist es, was ich sehe, erklärte Orbán und warnte vor den kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen, die dies mit sich bringe.
Er kritisierte die linksgerichteten Regierungen, die seiner Meinung nach im Schnellverfahren Staatsbürgerschaften gewähren und somit die deutsche Nationalität verändern würden. Diese Entwicklung sei seiner Ansicht nach nicht umkehrbar. Es gibt Fehler in der Politik, die korrigiert werden können, sei es in der Außenpolitik oder in Wirtschaftsfragen. Wenn die Politik aber in der Migrationspolitik scheitert, kann man es nicht mehr rückgängig machen, fügte Orbán hinzu.
Orbán wies darauf hin, dass er 2015 bewusst entschieden habe, in Ungarn keine Flüchtlinge aufzunehmen, um das Land als Insel des Friedens zu bewahren. Er betonte, dass er seinen Landsleuten immer geraten habe, Nein zur Migration zu sagen und diesem Druck nicht nachzugeben.
Der Besuch Orbáns in Berlin fand im Vorfeld der turnusgemäßen Übernahme des EU-Ratsvorsitzes durch Ungarn am 1. Juli statt. Obwohl keine Pressekonferenz geplant war, sorgten Orbáns Äußerungen für Aufsehen und verdeutlichten die anhaltenden Spannungen zwischen Ungarn und Deutschland sowie der EU insgesamt.
Orbán steht seit Jahren wegen seiner autoritären Regierungsführung und der Aushöhlung demokratischer Prinzipien in Ungarn in der Kritik. Seine strikte Haltung in der Migrationspolitik und seine Konflikte mit Brüssel, insbesondere hinsichtlich der Unterstützung der Ukraine, haben zu erheblichen Spannungen geführt. Die jüngsten Kommentare des ungarischen Premierministers unterstreichen die tiefen Meinungsverschiedenheiten, die die europäische Politiklandschaft prägen.