In einer eindringlichen Abendansprache am Donnerstag unterstrich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die kritische Bedeutung der Munitionsversorgung für die Verteidigung seines Landes und appellierte an die westlichen Verbündeten, ihren Verpflichtungen hinsichtlich der Lieferungen nachzukommen. Selenskyj hob hervor, wie entscheidend es sei, dass alle Vereinbarungen eingehalten werden, um den kontinuierlichen Vormarsch der russischen Armee erfolgreich abzuwehren.
"Es ist von grundlegender Bedeutung, dass unsere Partner ihre Verpflichtungen wirklich einhalten", betonte Selenskyj. "Unsere Streitkräfte beobachten den Vormarsch der russischen Armee genau und sind auf jede Unterstützung angewiesen."
Selenskyj äußerte zudem die Hoffnung auf Fortschritte bei den Verhandlungen über einen geplanten Kredit von 50 Milliarden Dollar, der aus den Erträgen eingefrorener russischer Vermögenswerte finanziert werden soll. Diese Entscheidung wurde zu Beginn des Jahres von 27 EU-Mitgliedstaaten getroffen, die beschlossen hatten, die Zinsen aus den Vermögenswerten der russischen Zentralbank zur Unterstützung der Ukraine zu verwenden. Der ukrainische Präsident forderte, dass endlich konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um diese Mittel bereitzustellen.
Am Mittwoch meldeten russische Behörden, dass Moskau einem der schwersten Drohnenangriffe seit Beginn der Invasion im Jahr 2022 ausgesetzt war. Die russische Verteidigung behauptete, alle auf die Hauptstadt gerichteten Drohnen abgefangen zu haben. Trotz dieser Behauptungen scheinen die Angriffe weiterhin Auswirkungen zu haben, da ukrainische Truppen ihre Offensive in der westlichen Region Kursk intensivieren und strategische Ziele wie Brücken, Flugplätze und Öldepots ins Visier nehmen.
Die ukrainischen Truppen haben in den vergangenen Wochen mehrere Brücken und einen Pontonübergang über den Fluss Seym angegriffen. Ein Video, das am Montag veröffentlicht wurde, zeigt die Zerstörung des Pontonübergangs durch US-amerikanische Himars-Raketen.
In der Region Donezk, wo russische Streitkräfte weiterhin vorrücken, haben die ukrainischen Soldaten bedeutende Verluste erlitten. Die russischen Truppen haben die Kontrolle über mehrere Dörfer übernommen und nähern sich der Stadt Myrnohrad, deren Bevölkerung von den Behörden zur Evakuierung aufgefordert wurde.
Das russische Verteidigungsministerium berichtete von erfolgreichen Abwehraktionen gegen ukrainische Drohnenangriffe. Bis Mittwoch hatten russische Streitkräfte insgesamt 45 Drohnen zerstört, die auf russisches Territorium abzielten. Unter den betroffenen Regionen befanden sich Brjansk, Belgorod, Kursk und Rostow. Die Behörden in Kursk haben bereits begonnen, Schutzmaßnahmen wie Betonunterstände an Bushaltestellen einzurichten, um die Bevölkerung vor weiteren Angriffen zu schützen.
In einer bemerkenswerten Wendung der Ereignisse erklärte Selenskyj am Donnerstag, dass ukrainische Streitkräfte eine weitere Siedlung in der Region Kursk unter ihre Kontrolle gebracht haben. Dies stellt die erste Eroberung russischen Territoriums seit dem Zweiten Weltkrieg dar. Die ukrainische Strategie umfasst auch eine verstärkte Nutzung von Drohnen, um kritische Infrastruktur in Russland anzugreifen, einschließlich eines Öldepots in Proletarsk, das seit dem Angriff vor vier Tagen brennt.
Die internationale Gemeinschaft verfolgt die Entwicklungen mit Spannung. Während die westlichen Verbündeten weiterhin über mögliche Waffenlieferungen und Finanzhilfen diskutieren, bleibt die Situation an der Frontlinie angespannt. Die Ukraine setzt ihre offensive Strategie fort, um Druck auf die russischen Streitkräfte auszuüben und gleichzeitig die Unterstützung durch internationale Partner zu sichern.
Mit den fortlaufenden Kämpfen und den immer schwerwiegender werdenden Angriffen sowohl auf ukrainisches als auch auf russisches Territorium bleibt die Lage im Konfliktgebiet angespannt. Der Verlauf der kommenden Wochen könnte entscheidend dafür sein, wie sich die Dynamik des Konflikts entwickeln wird.