Die Razzien richteten sich gegen Politiker, Journalisten, Anwälte und Menschenrechtsaktivisten, schrieb Tayip Temel, ein stellvertretender Vorsitzender der prokurdischen Demokratischen Volkspartei (HDP) des Landes, auf Twitter. "Am Vorabend der Wahl hat die Regierung aus Angst vor Machtverlust erneut zu Verhaftungen gegriffen", twitterte Temel. Die Inhaftierten werden verdächtigt, die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) finanziert, Mitglieder rekrutiert oder im Namen der Gruppe Propaganda betrieben zu haben, berichtete die Agentur Anadolu. Die Gruppe, die einen jahrzehntelangen Aufstand in der Türkei angeführt hat, wird von den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union als Terrororganisation angesehen.
Konkret habe es in 21 Provinzen Razzien der Polizei gegeben, berichtete Anadolu. Die pro-kurdische Agentur Mezopotamya berichtete, dass einer ihrer Redakteure und ein Journalist unter den Festgenommenen seien.
Bei den Wahlen am 14. Mai wird ein knapper Ausgang erwartet. Umfragen zufolge hat Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu von der CHP gute Chancen, Präsident Recep Tayyip Erdogan nach 20 Jahren an der Macht abzulösen. Der Präsident hat seit der Einführung eines Präsidialsystems 2018 weitreichende Befugnisse, das Parlament ist dagegen geschwächt. Die HDP ist die zweitgrößte Oppositionspartei im Parlament. Erdogan beschuldigt die HDP, ein verlängerter Arm der PKK zu sein, die in der Türkei, der EU und den USA verboten ist. Die HDP weist diese Anschuldigung zurück. Meinungsumfragen haben einem vereinten Oppositionskandidaten, Kemal Kilicdaroglu, einen leichten Vorsprung vor dem starken Politiker beschert. Die HDP hat ihre stillschweigende Unterstützung für Kilicdaroglu ausgeweitet, indem sie sich entschieden hat, keinen eigenen Kandidaten für das Präsidentschaftsrennen aufzustellen.
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