Für die Fans war Marshall zeitlebens ein Entertainer und vor allem auf Schlager gebucht. Dabei hatte der Baden-Badener ein Staatsexamen als Opernsänger, beherrschte neben Klavier und Geige vier weitere Instrumente und sang in acht Sprachen.
Privat war er Familienmensch: Der Vater dreier Kinder, Opa und Uropa war seit Jahrzehnten mit seiner Jugendliebe Gaby verheiratet. Seine Söhne Pascal und Marc begleiteten den Vater auf Tourneen. Mit seiner Tochter Stella engagierte Marshall sich in seiner Stiftung für Menschen mit Behinderung.
Die Gesundheit beschäftigte auch Marshall selbst mit den Jahren immer mehr. Er hatte einen Herzschrittmacher und lebte mit der Nervenkrankheit Polyneuropathie, die seinen Bewegungsdrang einschränkte. Anfang 2019, kurz vor seinem Geburtstag, musste er zeitweilig ins Krankenhaus. Er überstand später eine Corona-Infektion, wegen der er als Risikopatient in eine Klinik musste, und wurde im Mai 2022 notoperiert. Aus gesundheitlichen Gründen musste er auch Konzerte und Auftritte absagen.
In der Öffentlichkeit tauchte er immer seltener auf, auch wenn Medien sich rege für seinen Gesundheitszustand interessierten - was Marshall durchaus als belastend empfand. 2021 aber eröffnete er noch im badischen Gaggenau eine persönliche Galerie mit Fotos, Pokalen, Medaillen, Goldenen Schallplatten und anderen Erinnerungsstücken. Vor zwei Wochen - am 3. Februar - hatte er noch seinen 85. Geburtstag feiern können.
Tony Marshall studierte Musik und bestand 1965 ein Examen als Opernsänger an der Karlsruher Musikhochschule. Zunächst wollte er in der Art von Charles Aznavour Sänger von Chansons werden. Seine ab 1966 in diesem Stil veröffentlichten drei Singles erwiesen sich aber als wenig erfolgreich. 1968 eröffnete er deshalb eine Kneipe in seinem Heimatort Baden-Baden.
Bekannt wurde Marshall 1971 mit dem vom Erfolgskomponisten Jack White produzierten Lied Schöne Maid. White kannte Marshalls Lied Aline, fand allerdings, dass dieser besser zu fröhlichen Schlagern als zu ernsteren Chansons passte. Eigentlich wollte Marshall das Lied nicht singen, darum hatte er sich vor der Aufnahme mit Chianti einen Schwips angetrunken. Er hoffte, Jack White würde ihn aus dem Studio werfen. Er hatte zunächst zugesagt, weil seine erste ambitionierte Platte ein Flop war, er aber für seine Familie das Geld brauchte.
Fortan wurde Marshall zum "Fröhlichmacher der Nation" und zählte zu den Top-Entertainern Deutschlands. Er ging weltweit auf Tourneen. Insbesondere in den 1970er-Jahren konnte er sich regelmäßig mit Singles und Alben in den deutschen Charts platzieren.
Agenturen/pcl