Am Donnerstag hat die libanesische Hisbollah-Gruppe über 200 Raketen auf mehrere Militärstützpunkte in Israel abgefeuert, als Vergeltung für den Angriff, bei dem einer ihrer ranghohen Kommandeure, Mohammad Naameh Nasser, getötet wurde. Der Angriff markiert eine erhebliche Eskalation im monatelangen Konflikt entlang der libanesisch-israelischen Grenze.
Die Spannungen begannen zu eskalieren, als Israel am Mittwoch offiziell bestätigte, dass es Mohammad Naameh Nasser, den Anführer einer der drei regionalen Divisionen der Hisbollah im Südlibanon, getötet hatte. Nasser war eine bedeutende Figur innerhalb der Hisbollah, bekannt für seine Beteiligung an Konflikten in Syrien und im Irak von 2011 bis 2016 sowie für seine Rolle im Krieg gegen Israel im Jahr 2006.
Nur Stunden nach Nassers Tod feuerte die Hisbollah eine Vielzahl von Raketen, darunter Katjuscha- und Falaq-Raketen mit schweren Sprengköpfen, auf den Norden Israels und die besetzten syrischen Golanhöhen ab. Am Donnerstag folgte eine weitere Welle von Raketen und Drohnen, die auf israelisches Territorium gerichtet waren.
Das israelische Militär berichtete, dass zahlreiche Geschosse und verdächtige Luftziele aus dem Libanon in das israelische Territorium eingedrungen seien. Viele dieser Angriffe wurden durch das israelische Abwehrsystem abgefangen. Es gab zunächst keine unmittelbaren Berichte über Opfer. Israelische Regierungsvertreter betonten, dass die Sicherheit des Landes höchste Priorität habe und dass man auf alle Provokationen entsprechend reagieren werde.
Als direkte Reaktion auf den Hisbollah-Angriff führte Israel mehrere Luftschläge auf Städte im südlichen Libanon durch, darunter Ramyeh und Houla. Das israelische Militär erklärte, es habe die "militärischen Strukturen" der Hisbollah ins Visier genommen. Dabei wurde bei einem Drohnenangriff auf Houla mindestens eine Person getötet. Israelische Kampfjets durchbrachen zudem die Schallmauer über Beirut und anderen Gebieten im Libanon, was zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führte.
Die Eskalation der Gewalt hat internationale Besorgnis ausgelöst. Die USA und Frankreich arbeiten intensiv daran, die Spannungen zu deeskalieren und einen umfassenden Krieg zu verhindern. Amos Hochstein, ein hochrangiger Berater von US-Präsident Joe Biden, traf sich in Paris mit Jean-Yves Le Drian, dem Libanon-Gesandten des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, um mögliche diplomatische Lösungen zu erörtern.
Washington hofft, durch diplomatische Bemühungen zunächst eine Beruhigung an der libanesisch-israelischen Grenze zu erreichen, unabhängig vom laufenden Krieg in Gaza. Allerdings wird erwartet, dass ein Waffenstillstand in Gaza auch zu einer Beruhigung der Lage im Libanon und Nordisrael beitragen könnte.
Der jüngste Konflikt entlang der libanesisch-israelischen Grenze brach kurz nach dem Ausbruch des Krieges in Gaza aus. Die Hisbollah erklärte, dass ihre Angriffe auf Israel aus Solidarität mit der Hamas erfolgen, einer weiteren vom Iran unterstützten Gruppe, die für den Krieg in Gaza verantwortlich gemacht wird. Die Hisbollah-Führung betonte, dass die Angriffe aufhören würden, sobald ein Waffenstillstand in Gaza erreicht sei. Gleichzeitig sei man jedoch bereit, einen umfassenden Krieg zu führen, falls dies erforderlich sei.
Die Kämpfe haben auf beiden Seiten der Grenze bereits zu zahlreichen Opfern und Vertriebenen geführt. Im Norden Israels wurden 16 Soldaten und elf Zivilisten getötet. Im Libanon starben mehr als 450 Menschen, die meisten davon Kämpfer, aber auch Dutzende Zivilisten.
Israel betrachtet die Hisbollah als die größte Bedrohung für seine Sicherheit und schätzt, dass die Gruppe über ein Arsenal von 150.000 Raketen und Flugkörpern verfügt, darunter präzisionsgelenkte Raketen. Der letzte große Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006 endete nach einem Monat ohne klaren Sieger.
Die jüngste Eskalation der Gewalt zwischen der Hisbollah und Israel markiert einen der schwersten Vorfälle in dem andauernden Grenzkonflikt. Während die internationale Gemeinschaft, angeführt von den USA und Frankreich, weiterhin diplomatische Lösungen anstrebt, bleibt die Situation angespannt und birgt das Risiko einer weiteren Eskalation, die die gesamte Region destabilisieren könnte.