Das harte Vorgehen der Justiz hatte zuvor bereits auch deshalb für Aufsehen gesorgt, weil der damals noch 16-jährige Jugendliche mit seinen Taten im Februar dieses Jahres kaum Schaden angerichtet hatte: In keinem der beiden Fälle brach in den Militäreinrichtungen ein Brand aus. Das Portal "Meduza" berichtete zudem unter Berufung auf die Mutter des Schülers, dass dieser an einer chronischen Lebererkrankung leide.
Immer wieder verurteilen russische Gerichte Kriegsgegner zu teils drakonischen Haftstrafen. International gelten die meisten von ihnen als politische Gefangene. Eine russische Antikriegsaktivistin wurde Ende letzte Woche zu sieben Jahren Strafkolonie verurteilt, weil sie die Preisschilder in Supermärkten durch Antikriegsbotschaften ersetzt hatte. Sasha Skochilenko, 33, eine Künstlerin aus St. Petersburg, ist seit April letzten Jahres in Haft. Sie wurde wegen der Verbreitung "falscher Informationen" über die russische Armee verurteilt. Ihre Anwälte plädierten für ihren Freispruch und sagten, dass sie wegen ihrer chronischen Krankheiten in Gefahr sei, im Gefängnis zu sterben.
Ebenfalls wurde letzte Woche eine Verbündete des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny inhaftiert. Ein Gericht in der Stadt Tomsk ordnete am Montag an, die 31-jährige Xenia Fadejewa, die wegen "Extremismus"-Vorwürfen vor Gericht steht und bisher unter Hausarrest stand, in Haft zu nehmen, wie Nawalnys Organisation im Onlinedienst Telegram mitteilte. Fadejewa ist eine Kommunalpolitikerin aus Tomsk. Sie leitete Nawalnys Team in der sibirischen Stadt, in welcher der Kreml-Kritiker im August 2020 bei einem Besuch vergiftet worden war. Kurz darauf wurde Fadejewa zusammen mit anderen Aktivisten in den Stadtrat von Tomsk gewählt, was zu der Zeit ein seltener Erfolg für die russische Opposition war.