Nun ist ein geheimes Protokoll aufgetaucht, worüber zunächst die italienische Zeitung "Corriere del Mezzogiorno" berichtete. Bisher wird angenommen, dass das Magma derzeit in sieben bis acht Kilometern Tiefe brodelt und die zahlreichen Schwarmbeben mitverursacht. In dem Protokoll heißt es jedoch, dass es zu einem weiteren Reservoir in nur noch vier Kilometern Tiefe aufgestiegen sei.
Dies haben Forscherinnen und Forscher anhand von Bodenverformungen geschlussfolgert, die von einem Satelliten gemessen worden sind. Der Druck komme nicht nur von heißem Wasser, sondern auch durch eine bisher nicht bekannte Magma-Quelle. Darauf sollen auch Gase hindeuten, die aus den heißen Quellen des Vulkankraters Solfatara aufsteigen.
Doch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie in Italien betonen, dass es sich dabei derzeit nur um eine Hypothese handele. So steht es in einer Mitteilung der Gemeinde Monte di Procida in der Metropolregion Neapel. Weitere Forschungen seien nötig, um die Hypothese zu festigen oder auch zu widerlegen.
Laut dem Geophysiker Giovanni Macedonio ist es nicht leicht zu überprüfen, ob lediglich Dampf oder auch Magma in vier bis acht Kilometern Tiefe aufsteigt. Derzeit werde eine Studie durchgeführt, die das herausfinden soll. In einer Sache sind sich die Expertinnen und Experten einig: Ein schnelleres Aufsteigen des Magmas an die Oberfläche kann nicht ausgeschlossen werden.
Die lokale Politik ist alarmiert. Offensichtlich war das Protokoll nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Josi Della Ragione, Bürgermeister von Bacoli, sagt: "Wir sind traurig und irritiert, von der Presse den Inhalt eines Dokuments zu erfahren, dass sie uns in Rom verweigert haben. Jetzt wollen wir Erklärungen." Die Verantwortlichen der Untersuchung im Protokoll empfehlen, die Schutzmaßnahmen und Überwachungen der Prozesse zu verstärken und die Alarmstufe für die Bevölkerung zu erhöhen.
Italiens Regierung hat bereits ein Campi-Flegrei-Dekret erlassen, berichtet unter anderem das italienische Nachrichtenmagazin "Agenzia Nova". Das Dekret sieht unter anderem vor, zu untersuchen, wie gefährdet private Gebäude bei Erdbeben sind. Die seismischen Aktivitäten sollen genau überwacht und auch Evakuierungspläne erarbeitet werden, immerhin leben in der Metropolregion Neapel über vier Millionen Menschen.
Es bestehen zwar bereits Pläne für eine mögliche Evakuierung, diese seien jedoch veraltet. Außerdem brauche es Notfallpläne für Krankenhäuser, sollte es wirklich zu einer Eruption kommen. Die letzte ereignete sich vor rund 500 Jahren, war jedoch nicht so verheerend wie der Ausbruch vor rund 4100 Jahren.
Wie dieser ausgesehen haben könnte und was er heute anrichten würde, zeigt eine Simulation des INGV aus dem Jahr 2011. Das Ergebnis ist erschreckend: Innerhalb von Minuten würde sich die Lava über die gesamte Region verteilen und Neapel würde von Magma bedeckt sein.
Die Phlegräischen Felder liegen in Süditalien etwa 20 Kilometer westlich vom Vesuv. Sie werden als Supervulkan eingestuft und nehmen eine Fläche von rund 150 Quadratkilometern ein.