Die Bombardierungen auf Charkiw, die seit Donnerstag andauern, haben nach offiziellen Angaben über 20 Todesopfer gefordert. Die Kämpfe in und um Charkiw sowie in anderen Frontabschnitten setzten sich auch am Sonntag intensiv fort. Die Nacht auf Montag begann mit Luftalarm im Süden der Ukraine. Beobachtungen des ukrainischen Militärs zufolge flog ein russischer Tarnkappenbomber Su-57 über dem Schwarzen Meer, was auf bevorstehende Marschflugkörperangriffe hindeutete.
Die Diskussion über den Einsatz westlicher Waffen gegen Russland ist in den Geberländern bereits seit Längerem im Gange. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte die Mitgliedsländer auf, der Ukraine solche Einsätze zum Selbstschutz zu ermöglichen. Großbritannien hat seine gelieferten Waffen bereits dafür freigegeben. Der US-Außenminister Antony Blinken äußerte sich kürzlich in Kiew dahingehend, dass es kein Verbot für diesen Gebrauch gebe, die USA ihn aber nicht befürworten. Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt den Einsatz westlicher Waffen auf russischem Staatsgebiet kategorisch ab, aus Sorge, Deutschland könnte dadurch zur Kriegspartei werden.
In der Region Donezk intensivierten sich am Sonntag die Kämpfe, insbesondere nordwestlich der Stadt Awdijiwka. Die ukrainische Armee berichtete von besonders heftigen Angriffen in der Nähe von Pokrowsk. Präsident Selenskyj lobte die ukrainischen Truppen für ihre erfolgreiche Abwehr der russischen Offensive. Trotz intensiver Angriffe behauptete der ukrainische Generalstab, die Lage unter Kontrolle zu haben und keine Positionen verloren zu haben.
In Moskau sorgte der frühere Präsident Dmitri Medwedew für Aufsehen, als er Polen mit "radioaktiver Asche" drohte. Diese Reaktion folgte auf Äußerungen des polnischen Außenministers Radoslaw Sikorski, der angedeutet hatte, dass die USA auf einen russischen Atomwaffeneinsatz gegen die Ukraine vermutlich mit konventionellen Angriffen auf die russische Armee reagieren würden. Medwedew warnte davor, dass ein solcher Schlag einen Weltkrieg auslösen könnte und betonte, dass Polen im Falle eines Atomkrieges ebenfalls stark betroffen wäre.
Der andauernde Krieg in der Ukraine wird auch Thema beim Treffen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel sein. Sie planen die Einführung eines neuen Rechtsrahmens zur Bestrafung schwerer Menschenrechtsverletzungen in Russland. Dies soll es ermöglichen, gezielte Strafmaßnahmen gegen Personen und Organisationen zu erlassen, die für die Unterdrückung der Opposition verantwortlich sind. Anlass für diesen Schritt ist der Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny im Februar in einem Straflager.
Die Situation in der Ukraine bleibt angespannt, sowohl an der Front als auch auf diplomatischer Ebene. Die Forderung Selenskyjs nach dem Einsatz westlicher Waffen gegen Russland spiegelt die Dringlichkeit wider, mit der die Ukraine nach Mitteln sucht, um sich gegen die russische Invasion zu verteidigen. Gleichzeitig zeigt die internationale Reaktion die Komplexität und die potenziellen Risiken einer weiteren Eskalation des Konflikts.