Die italienischen Rettungskräfte haben am Dienstag die Suche nach sechs Vermissten wieder aufgenommen, die seit dem tragischen Untergang der Luxusyacht "Bayesian" vor der Küste Siziliens vermisst werden. Die Yacht, die unter britischer Flagge fuhr, kenterte am frühen Montagmorgen während eines heftigen Sturms vor Porticello nahe Palermo. An Bord befanden sich 22 Personen, darunter zehn Besatzungsmitglieder.
Unter den Vermissten befindet sich der britische Technologiemagnat Mike Lynch, bekannt als ehemaliger CEO von Autonomy Corp., dessen Tochter Hannah sowie mehrere weitere prominente Persönlichkeiten aus der Geschäftswelt, darunter Jonathan Bloomer, Vorstandsvorsitzender der Morgan Stanley International Bank, und Chris Morvillo, ein bekannter Anwalt von Clifford Chance.
Trotz einer intensiven Suche, die bereits am Montag begann, konnten die Rettungskräfte bislang nur eine Leiche bergen, die des Kochs der Yacht. Die extremen Wetterbedingungen und die schwierigen Unterwasserverhältnisse, die durch das Wrack in etwa 50 Metern Tiefe verursacht werden, erschweren die Rettungsmaßnahmen erheblich. Laut Luca Cari, dem Sprecher der Feuerwehr, ist der Zugang zu den Kabinen des Schiffs stark eingeschränkt, da Trümmer und Möbel den Weg blockieren.
"Der Zugang war nur auf die Brücke beschränkt und wurde durch Möbel erschwert, die den Durchgang versperrten", so Cari. Die Such- und Bergungsaktionen werden voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Taucher aufgrund der Tiefe nur begrenzt unter Wasser bleiben können.
Die Yacht "Bayesian", die 2008 von der renommierten italienischen Werft Perini Navi gebaut wurde, befand sich etwa eine halbe Meile vor Porticello vor Anker, als gegen 4 Uhr morgens ein Sturm aufzog. Behörden vermuten, dass das Schiff von einem Tornado, einer sogenannten Wasserhose, getroffen wurde, die über das Gebiet hinwegzog und das Schiff zum Kentern brachte.
Von den 22 Menschen an Bord überlebten 15 den Vorfall. Eine Mutter, Charlotte Golunski, berichtete, wie sie während des Unglücks ihr einjähriges Baby über den Wellen hielt, um es zu retten. Die Überlebenden konnten sich auf ein Rettungsboot und anschließend auf ein nahegelegenes Segelboot, die "Sir Robert Baden Powell", retten, das ebenfalls vor Ort war, um den Sturm auszusitzen.
Mike Lynch, der einst als "Großbritanniens König der Technologie" gefeiert wurde, war zusammen mit seiner Familie und engen Freunden auf der Yacht, offenbar um seinen kürzlichen Freispruch in einem hochkarätigen US-Bundesgerichtsverfahren zu feiern. Seine Frau Angela Bacares überlebte das Unglück, jedoch werden Lynch selbst und seine Tochter Hannah weiterhin vermisst.
Auch Jonathan Bloomer und seine Frau sowie Christopher Morvillo und dessen Frau Nada gehören zu den Vermissten. Morvillo, ein angesehener Anwalt, hatte Lynch während seiner rechtlichen Auseinandersetzungen in den USA vertreten.
Die Yacht "Bayesian", bekannt für ihren 75 Meter hohen Aluminiummast, einen der höchsten der Welt, konnte für etwa 195.000 Euro pro Woche gechartert werden und bot luxuriöse Unterkünfte für bis zu 12 Passagiere.
Die laufende Suche nach den Vermissten zieht weiterhin große Aufmerksamkeit auf sich, da die Rettungskräfte weiterhin alles tun, um die Personen aus dem Wrack zu bergen und den genauen Ablauf der Tragödie zu rekonstruieren.