Der Militärverwaltungschef von Awdijiwka, Witalij Barabasch, berichtete im ukrainischen Staatsfernsehen von heftigem Beschuss in der Nacht auf Freitag. "Der Feind setzt alles ein, was er hat." Awdijiwka liegt in unmittelbarer Nähe der von Russland besetzten Großstadt Donezk. Ziel der seit zwei Tagen aber noch einmal verstärkten russischen Offensive ist es offenbar, Awdijiwka von der Versorgung abzuschneiden und die dort stationierten ukrainischen Truppen einzukesseln.
Kiew sagt, Moskau habe viele Soldaten und große Mengen an Ausrüstung in das Gebiet Awdijiwka umgeleitet und damit gezeigt, dass es in einer über vier Monate andauernden Gegenoffensive der Ukraine im Osten und Süden, die auf heftigen russischen Widerstand gestoßen sei, zurückschlagen könne.
Avdiivka, das eine große Kokerei im Südwesten der Region Donezk beherbergt und nordwestlich der von Russland kontrollierten Stadt Donezk liegt, ist zu einem Symbol des Widerstands geworden und hält den russischen Truppen stand, die im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierten, und trägt dazu bei, dass Moskau nicht in der Lage war, die vollständige Kontrolle über die Region zu erlangen, obwohl man behauptet, diese annektiert zu haben.
Ukrainische Streitkräfte verteidigten Awdijiwka schon lange vor der Invasion im letzten Jahr und hielten die Stellung gegen von Russland unterstützte Militante, die 2014 nach der Besetzung der Krim durch russische Truppen die Kontrolle über Gebiete in der Ostukraine übernahmen. Etwas mehr als 1.600 Bewohner der Vorkriegsbevölkerung von 32.000 Einwohnern seien noch übrig, aber der Beschuss schloss eine Massenevakuierung aus.
Der Angriff auf Awdijiwka ist eine der wenigen großen Offensiven Moskaus seit Monaten, da sich seine Truppen darauf konzentrieren, die Gegenoffensive Kiews aufzuhalten, die durch riesige russische Minenfelder und stark befestigte Schützengräben nur langsam vorankommt. Das russische Verteidigungsministerium sagte, seine Streitkräfte hätten den ukrainischen Streitkräften in Gebieten wie Awdijiwka Schaden zugefügt, nannte jedoch nur wenige Einzelheiten.
Das britische Verteidigungsministerium teilte unterdessen in seinem täglichen Update mit, es seien in der Ukraine seit drei Wochen keine Angriffe mehr mit russischen Langstreckenfliegern (Russian Air Force Long Range Aviation (LRA) aircraft) geflogen worden. Womöglich wolle die russische Luftwaffe vorhandene Raketenbestände aufsparen und die Pause nutzen, um seine Bestände mit Blick auf weitere schwere Angriffe gegen die Ukraine im Winter aufzustocken, schrieben die Briten beim Kurznachrichtendienst X.