Auf den Auslöser dieser Vorgänge, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Februar 2022, ging Gerassimow dabei nicht ein. In der Perspektive könnte sich der Konflikt verstärken, sagte der oberste russische Soldat der Agentur Interfax zufolge. Die früheren vertrauensbildenden Maßnahmen für Sicherheit in Europa hätten deshalb ihren Sinn verloren. Moskau halte sich aber weiter an Regeln, um Zwischenfälle zu vermeiden.
Als Reaktion auf die finnische Mitgliedschaft in der Nato werde Russland neue Wehrbezirke für die Regionen Leningrad und Moskau einrichten, sagte der Generalstabschef. Von diesen Plänen hatten zuvor auch Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Präsident Wladimir Putin gesprochen.
"Wir hatten die freundlichsten, herzlichsten Beziehungen", sagte Putin in einem Fernsehinterview über das Nachbarland Finnland. "Es gab keine Probleme. Aber jetzt wird es welche geben, denn wir richten einen Wehrbezirk Leningrad ein und konzentrieren bestimmte Militäreinheiten dort", sagte der Kremlchef am vergangenen Sonntag. Für das Umland von St. Petersburg wird in Russland immer noch der sowjetische Name Leningrad verwendet.
Putin wies auch die Äußerungen von US-Präsident Joe Biden als "völligen Unsinn" zurück, der Anfang des Monats gewarnt hatte, Putin werde "weitermachen", wenn er die Ukraine einnehme, und andeutete, dass Russland irgendwann einen NATO-Verbündeten angreifen und US-Truppen in den Konflikt ziehen könnte.
Biden sagte in einer Rede, die darauf abzielte, den Stillstand im Kapitol zu lindern und die Republikaner davon zu überzeugen, weitere Hilfe für die Ukraine zu unterstützen: "Wenn Putin die Ukraine einnimmt, wird er dabmit nicht aufhören." Putin werde ein Nato-Land angreifen, sagte er voraus, und dann "werden wir etwas haben, das wir nicht anstreben und das wir heute nicht haben: amerikanische Truppen, die gegen russische Truppen kämpfen", sagte Biden.
Russland hatte am Dienstag den finnischen Botschafter in Moskau einbestellt, nachdem Finnland ein neues Abkommen über militärische Zusammenarbeit mit den USA unterzeichnet hatte. Das Abkommen vom Montag gewährt den USA umfassenden Zugang zum Bereich der langen Grenze Finnlands zu Russland. Moskau sagte, es werde "die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den aggressiven Entscheidungen Finnlands und seiner Nato-Verbündeten entgegenzuwirken". Finnland trat in diesem Jahr der Nato als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine bei.