Die meisten Festnahmen gab es demnach in der sibirischen Millionenstadt Nowosibirsk. Dort seien mindestens 31 Personen in Gewahrsam genommen worden, berichtet OWD-Info. In der Ural-Metropole Jekaterinburg hat die Polizei weitere 19 Menschen festgenommen. In Moskau sollen es 17 Personen sein, davon müssten drei die Nacht auf dem Revier verbringen, heißt es.
Am Freitag wurde der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny in Moskau beerdigt. Russlandweit haben Menschen bei verschiedenen Trauerveranstaltungen trotz eines massiven Polizeiaufgebots von ihm Abschied genommen.
Nawalny, der als wichtigster Gegner von Kremlchef Wladimir Putin galt, versetzt den Machtapparat Beobachtern zufolge auch nach seinem Tod in höchste Nervosität. Putins Behörden befürchten, dass Anhänger des vor zwei Wochen im Straflager gestorbenen Nawalny gegen den Kremlchef protestieren könnten. Putin will sich in zwei Wochen bei einer Wahl als Präsident im Amt bestätigen lassen. Unterstützer, Angehörige und Menschenrechtler Nawalnys werfen Putin vor, er habe den russischen Oppositionsführer in Haft ermorden lassen. Der Kreml weist das zurück.
Erste Anzeichen davon zeigten sich schon bei der Verabschiedung Nawalnys, bei der Menschen offen gegen Präsident Wladimir Putin protestierten. "Russland ohne Putin!", "Putin ist ein Mörder!", "Russland wird frei sein!" und "Nein zum Krieg!" skandierten Menschen im Chor.
Nawalnys Team zeigte in einem Livestream auf Youtube Tausende Menschen, die hinter Absperrungen aus Metallgittern auch "Nawalny, Nawalny, Nawalny" riefen. Sie skandierten: "Wir vergessen nicht. Wir vergeben nicht". Viele der Rufe stammen von Nawalny, die in Freiheit einst Zehntausende Menschen zu Protesten gegen den Kreml auf die Straße gebracht hatte. Die Mitarbeiter Nawalnys riefen die Menschen auf, Ruhe zu bewahren.
Der schärfste Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin in Russland war offiziellen Angaben zufolge am 16. Februar in einer Strafkolonie in Sibirien nördlich des Polarkreises gestorben. Der von einem Giftanschlag und zahlreichen Einweisungen in Einzelhaft geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang im eisigen Gefängnishof zusammengebrochen sein. Wiederbelebungsversuche waren demnach erfolglos. Die Todesursache des 47-Jährigen ist offiziell nicht bekannt. Seine Frau Julia und auch sein Team sprechen von Mord und geben die Verantwortung dafür dem russischen Machtapparat.