Das deutsche Gastgewerbe blickt deswegen skeptisch in die Zukunft, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete. "Die Existenzängste in der Branche sind unvermindert hoch", sagte Präsident Guido Zöllick vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) am Dienstag in Berlin. "Mit 45,5 Prozent erwartet fast die Hälfte unserer Unternehmen, dass die Geschäfte in den kommenden drei Monaten schlechter laufen als bisher." Knapp ein Drittel der Betriebe fürchte sogar, im laufenden Jahr Verluste zu schreiben.
Bereits das diesjährige Sommergeschäft sei nach einer Umfrage des Verbands schlechter gelaufen als im Sommer 2019, vor Beginn der Krisen. Das berichte mehr als die Hälfte der Betriebe, sagte Zöllick. "Und selbst im Vergleich zu 2022 sagen das 40,7 Prozent." Schuld am schlechten Geschäft ist neben dem wechselhaften Wetter und der generellen Zurückhaltung der Verbraucher und Verbraucherinnen auch der Kostenanstieg: Laut der Dehoga-Umfrage mussten die Gewerbe im August dieses Jahres rund ein Viertel mehr Geld für Lebensmittel ausgeben als im August 2022. Auch die Energie- und Personalkosten sind gestiegen.
Das Statistische Bundesamt bestätigt, dass die Umsätze im Gastgewerbe im ersten Halbjahr 2023 inflationsbereinigt um mehr als 10 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019 liegen. Im Vergleich zum Vorjahr 2022 sei der Umsatz in den ersten Monaten zwar deutlich gestiegen – im Mai und Juni stagnierte das Wachstum dann allerdings bei knapp 3 Prozent.
Zöllick appellierte erneut an die Politik, die gesenkte Mehrwertsteuer 2024 nicht wieder auf 19 Prozent zu erhöhen. "Das führt zu einem Preisschock für die Gäste", sagte er. Der Dehoga fordert bereits seit Längerem, die Mehrwertsteuer dauerhaft niedrig zu halten. Den höheren Steuersatz müssten die Betriebe in vollem Umfang an die Gäste weitergeben, weil ihre Reserven aufgebraucht seien. Allein in den Jahren 2020 und 2021 sind 36.000 Unternehmen aus dem Gastgewerbe ausgestiegen – weiteren 12.000 drohe laut Dehoga im kommenden Jahr das Aus, wenn die Steuererleichterung tatsächlich abgeschafft werde.
ag/pcl