Die Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann wird seit 2020 angeboten. Damals wurden die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie Altenpfleger zusammengeführt. Es gebe allerdings noch Datenlücken, die vollständigen Zahlen liegen voraussichtlich im Sommer vor, hieß es. Während unter anderem Bremen, Rheinland-Pfalz und Sachsen davon ausgingen, dass es zu keinen größeren Abweichungen zwischen vorläufigen und endgültigen Ergebnissen kommt, gebe es bei den Ergebnissen in einigen anderen Bundesländern derzeit noch erhebliche Unsicherheiten.
Die Vereinheitlichung der Ausbildung zur Pflegefachkraft habe sich als Strohfeuer entpuppt, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Er sprach angesichts des Rückgangs der Ausbildungsverträge von einem bedrückenden Zeichen, dass die bisherigen Bemühungen nicht ausgereicht hätten, um den Pflegeberuf attraktiv zu machen. "Auch ist fraglich, wie viele Ausgelernte sich für die Altenpflege entscheiden. Schließlich ist der Verdienst in Krankenhäusern deutlich besser", sagte Brysch am Dienstag. Zudem müsse alles getan werden, um den Nachwuchs langfristig im Job zu halten. "Angemessene Löhne reichen hier nicht aus. Neben verlässlichen Arbeitszeiten und einer guten Work-Life-Balance, müssen Berufsanfänger auch mehr Verantwortung übertragen bekommen", sagte Brysch.
Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), bezeichnete die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung als schweren politischen Fehler. "Es ist höchste Zeit, mit den Trägerverbänden über Lösungen zur Absicherung und Weiterentwicklung der Ausbildungsstrukturen zu sprechen, die die Bedarfe der Langzeitpflege endlich angemessen in den Blick nehmen", sagte er.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) forderte unterdessen die Umsetzung der Reformen in der Pflege, die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbart worden waren. Mehr als vier Millionen Menschen würden zu Hause gepflegt, die meisten ausschließlich von Angehörigen. "Es darf nicht sein, dass Angehörige mit der Doppelbelastung von Beruf und Pflege alleine gelassen werden oder gar aus dem Berufsleben ausscheiden müssen, um die häusliche Pflege leisten zu können", sagte die BAGSO-Vorsitzende Regina Görner.
Der Bedarf an Pflegekräften wird in den kommenden Jahren deutlich steigen: Ende März war das Statistische Bundesamt in einer Berechnung davon ausgegangen, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland allein durch zunehmende Alterung bis 2055 um 37 Prozent zunehmen werde.
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