Die Vorbereitungen für das diesjährige Oktoberfest laufen auf Hochtouren. Noch werden letzte Handgriffe getätigt, bevor am kommenden Samstag der Anstich erfolgt und Millionen Besucher das größte Volksfest der Welt stürmen. Von traditionellen Attraktionen bis hin zu neuen Sicherheitsmaßnahmen – das Oktoberfest ist ein Fest der Superlative, das weltweit seinesgleichen sucht. Doch es steht auch vor Herausforderungen, die über den reinen Spaß hinausgehen, insbesondere im Hinblick auf Sicherheit und Nachhaltigkeit.
Sicherheit auf der Wiesn: Wachsamkeit ist geboten
Angesichts der jüngsten mutmaßlich islamistisch motivierten Anschläge in Solingen und München rückt die Sicherheitsfrage auf dem Oktoberfest 2024 einmal mehr in den Fokus. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betont, dass es keine konkreten Gefährdungshinweise gibt. Dennoch sei die allgemeine Bedrohungslage durch den islamistischen Terrorismus hoch. Die Sicherheitsbehörden sind entsprechend alarmiert und haben ein umfassendes Sicherheitskonzept für das Festgelände aufgestellt.
Das Konzept umfasst verstärkte Kontrollen an den Eingängen, das Verbot von großen Taschen, Messern und Glasflaschen sowie eine hohe Polizeipräsenz. Neu in diesem Jahr sind stichprobenartige Kontrollen mit Hand-Metalldetektoren. Zudem sorgen versenkbare Poller und Beton-Barrieren dafür, dass keine Fahrzeuge unerlaubt auf das Gelände gelangen. Auch die Wirte erhöhen ihre Sicherheitsmaßnahmen: Seiteneingänge der Zelte werden stärker kontrolliert, um sicherzustellen, dass nur Gäste mit gültigen Berechtigungen Zutritt erhalten.
Kiffen auf der Wiesn: Strikte Regelungen in Bayern
Eine weitere Frage, die immer wieder aufkommt, ist die nach dem Konsum von Cannabis auf dem Oktoberfest. In Bayern gilt ein striktes Verbot für den Konsum von Cannabis auf Volksfesten und in Biergärten. Diese Regelung bringt Klarheit, insbesondere für die Wiesn-Wirte, die so Konflikte mit Gästen vermeiden können. Obwohl das Bundes-Cannabisgesetz den Konsum in der Nähe von Minderjährigen untersagt, sorgt das bayerische Verbot für eine klare Linie auf dem Festgelände.
Preissteigerungen: Maß über 15 Euro und teureres Essen
Auch dieses Jahr müssen sich die Besucher auf steigende Preise einstellen. Erstmals durchbricht der Preis für die Maß Bier die 15-Euro-Marke und liegt zwischen 13,60 und 15,30 Euro. Trotz der Preiserhöhung bleibt die Nachfrage nach dem extra für die Wiesn gebrauten Bier ungebrochen. Über 7,4 Millionen Liter wurden 2023 konsumiert – ein Zeichen dafür, dass die Preisentwicklung den Durst der Gäste nicht bremst.
Neben dem Bier wird auch das Essen teurer, da die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie seit Januar 2024 wieder auf 19 Prozent angehoben wurde. Im Vergleich zu den Vorjahren bedeutet dies einen Preissprung von rund 15 Prozent, was sowohl auf die steuerlichen Anpassungen als auch auf allgemeine Kostensteigerungen zurückzuführen ist.
Nachhaltigkeit: Auf dem Weg zur Klimaneutralität
Ein zentrales Thema, das das Oktoberfest der Zukunft prägen wird, ist die Nachhaltigkeit. Die Wirte der großen Zelte haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis spätestens 2028 klimaneutral zu werden. Derzeit fließt auf der Wiesn ausschließlich Ökostrom, und es werden Maßnahmen ergriffen, um Essensabfälle zu reduzieren. Auch die Spülmaschinen in den Bierzelten nutzen das Wasser zur Wiederverwertung, etwa in den Toilettenanlagen.
Im Bereich der Lebensmittel will man verstärkt auf Bio-Produkte setzen. Erste Analysen laufen bereits, um zu prüfen, wo und wie Bio-Produkte in Zukunft eingesetzt werden können, ohne die Preise für die Gäste unverhältnismäßig zu erhöhen. Einige Zelte bieten bereits vegetarische und vegane Optionen an – ein Trend, der in den kommenden Jahren weiter wachsen könnte.
Was ist neu auf der Wiesn?
Neben den bewährten Fahrgeschäften und Attraktionen gibt es in diesem Jahr auch einige spannende Neuheiten. So feiert das Musikantenzelt "Boandlkramerei" auf der Oidn Wiesn sein Debüt, nachdem es sich gegen das Herzkasperlzelt durchgesetzt hat. Im Bereich der Mode setzen die Designer auf neue Trends: Dirndl in Flieder- und Lavendeltönen sind ebenso gefragt wie handgefertigte Lederhosen im Vintage-Look. Ein weiteres modisches Highlight sind Käppis mit dem Wiesn-Logo, die das Potenzial haben, den traditionellen Wiesn-Hut mit Plüschhendl abzulösen.
Corona: Ein abflauendes Thema, aber Wiesngrippe bleibt
Zwar sind die Corona-Infektionszahlen im Sommer angestiegen, doch das Virus spielt in der allgemeinen Wahrnehmung auf der Wiesn 2024 keine große Rolle mehr. Dennoch bleibt das Oktoberfest eine Veranstaltung, bei der sich Erkältungen und grippale Infekte schnell verbreiten können. Die sogenannte "Wiesngrippe", eine Erkältungswelle nach dem Fest, ist fast schon traditionell. Gäste sollten sich daher bewusst sein, dass die Enge der Zelte ideale Bedingungen für die Verbreitung von Viren bietet.
Virtueller Wiesn-Besuch: Ein digitales Erlebnis
Für diejenigen, die das Oktoberfest nicht vor Ort besuchen können oder es aufgrund von Bedenken hinsichtlich Menschenmassen meiden wollen, gibt es eine innovative Alternative: Virtuelle Wiesn-Besuche. Das VR-Spiel "Oktoberfest – The Official Game" ermöglicht es Nutzern, mit einer VR-Brille in die Welt des Festes einzutauchen. Auch für Kinder und Menschen mit körperlichen Einschränkungen bietet die Münchner Inklusionsinitiative "vr4kids" erstmals einen virtuellen Wiesn-Rundgang an.
Das Oktoberfest 2024 verbindet Tradition und Moderne auf besondere Weise. Trotz steigender Preise und erhöhten Sicherheitsmaßnahmen bleibt die Begeisterung für das weltweit größte Volksfest ungebrochen. Gleichzeitig wird das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen, was das Oktoberfest auch in Zukunft zu einem Vorreiter in Sachen Umweltbewusstsein machen könnte. Egal ob vor Ort oder virtuell – die Wiesn bleibt ein unverzichtbares Ereignis für Millionen Menschen.