Parallel zu den militärischen Aktionen läuft eine diplomatische Offensive. Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden reist zunächst nach Saudi-Arabien und anschließend nach Israel, um die Lage zu erörtern. Im Fokus stehen der umstrittene Militäreinsatz Israels in Rafah im Süden Gazas sowie die ins Stocken geratenen Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln. Berichten zufolge soll der militärische Anführer der Hamas im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, eine Einigung bei den jüngsten Geisel-Verhandlungen verweigert haben, um den internationalen Druck auf Israel zu erhöhen.
Die Lage im Westjordanland hat sich weiter zugespitzt. Laut israelischen Militärangaben war der in Dschenin getötete Mann für mehrere Terroranschläge verantwortlich, darunter die Ermordung eines Israelis im Mai 2023. Palästinensische Berichte bestätigen ebenfalls seinen Tod bei dem Angriff. Seit Beginn des Gaza-Krieges hat sich die Gewalt im Westjordanland intensiviert, wobei mehrere Hundert Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet wurden. Zudem ist es vermehrt zu Gewalttaten israelischer Siedler gegen Palästinenser gekommen.
Am Freitagmorgen erreichten erstmals Lastwagen mit Hilfsgütern den Gazastreifen über eine provisorische Anlegestelle des US-Militärs. Diese Anlegestelle ermöglicht es, Lastwagen von Schiffen über den Strand in den Gazastreifen zu fahren. Die israelische Armee unterstützte den Transport von 310 Paletten mit humanitärer Hilfe. Laut Pentagon sollen zunächst etwa 90 Lkw-Ladungen pro Tag in das abgeriegelte Küstengebiet gelangen, später bis zu 150 Lkw-Ladungen täglich. Die Vereinten Nationen und das Welternährungsprogramm WFP sind bereit, bei der Organisation und Verteilung der Hilfsgüter zu helfen.
Israel hat Vorwürfe des Völkermords im Gazastreifen vor dem Internationalen Gerichtshof energisch zurückgewiesen und seinen umstrittenen Militäreinsatz in Rafah als Selbstverteidigung gegen die Hamas gerechtfertigt. Südafrika fordert das UN-Gericht per Eilantrag auf, den Abzug Israels aus Gaza anzuordnen. Die Entscheidung des Gerichts steht noch aus, und das Hauptverfahren zum Völkermordvorwurf wird sich voraussichtlich über Jahre hinziehen.
Die aktuelle Eskalation im Nahen Osten zeigt die Komplexität und die multiplen Fronten des Konflikts. Israels Luftangriffe im Westjordanland und im Südlibanon, die diplomatischen Bemühungen der USA, die verschärfte Gewalt im Westjordanland und die humanitäre Krise im Gazastreifen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit einer Lösung. Während die internationale Gemeinschaft versucht, den Druck auf Israel zu erhöhen und humanitäre Hilfe zu leisten, bleibt die Lage äußerst angespannt und gefährlich.