
Durchsucht wurden am Dienstagmorgen auch mehrere Wohnungen und Anwaltskanzleien. Die portugiesische Justiz erließ Haftbefehle gegen Costas Stabschef, den Bürgermeister der Stadt Sines südlich von Lissabon und zwei Firmenvertreter. Gegen Infrastrukturminister João Galamba und den Leiter der Umweltbehörde APA wurden formelle Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Die Ermittlungen drehen sich um den Verdacht der Veruntreuung, Korruption und Bestechung, wie die portugiesische Staatsanwaltschaft erklärte. Die Ermittler interessieren sich demnach für die Vergabe von Lizenzen für eine Lithium-Mine im Norden Portugals, ein Projekt zur Produktion von sogenanntem grünem Wasserstoff und den Bau eines Rechenzentrums in Sines.
Grüner Wasserstoff wird mit Strom aus erneuerbaren Energien produziert. Lithium wird zur Herstellung von Batterien verwendet und ist daher für die Energiewende unerlässlich. Portugal verfügt über die vermutlich größten Lithium-Vorkommen in Europa. Die Umweltbehörde APA hatte im September unter Auflagen grünes Licht für ein zweites Projekt zum Abbau von Lithium im Norden Portugals gegeben. Umweltschützer und Anwohner lehnen die riesige Mine ab. Der Lithium-Abbau gilt als extrem umweltgefährdend.
Bei der Befragung von Verdächtigen seien den Korruptionsermittlern auch Costas "Name und Amt" genannt worden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Der Verdacht gegen ihn sei Gegenstand einer separaten Ermittlung. Costa zeigte sich bei einer Pressekonferenz "überrascht" über die Vorwürfe.
Bei den Festgenommenen handele es sich neben dem Kabinettschef um den einflussreichen Unternehmer Diogo Lacerda und den Bürgermeister von Sines, Nuno Mascarenhas, sowie zwei weitere Geschäftsleute, berichteten RTP und Lusa weiter. Insgesamt seien 40 Wohnungen und Büros durchsucht worden, darunter die Ministerien für Infrastruktur und Umwelt. Was genau den Festgenommenen vorgeworfen wird, wurde zunächst nicht bekannt. Infrastrukturminister Joao Galamba und Umweltminister Duarte Cordeiro sowie dessen Vorgänger im Amt, João Pedro Matos Fernandes, würden als Verdächtige geführt.
Nach Bekanntwerden der Durchsuchungen berichteten Lusa und RTP, dass Costa Termine für Dienstag abgesagt und sich umgehend mit dem Staatspräsidenten getroffen hatte.