Die Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) - Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt - war von 2000 an jahrelang mordend durch Deutschland gezogen. Ihre Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin. Mundlos und Böhnhardt verübten zudem zwei Bombenanschläge in Köln mit Dutzenden Verletzten. Die beiden töteten sich 2011, um ihrer Festnahme zu entgehen - erst damit war der NSU aufgeflogen. Zschäpe, die einzige Überlebende des Trios, wurde 2018 nach mehr als fünf Jahren Prozessdauer zu lebenslanger Haft verurteilt - als Mittäterin, auch wenn es keinen Beweis gibt, dass sie selbst an einem Tatort war.
Zschäpe wurde den ganzen Montag lang in einer nicht-öffentlichen Sitzung von den bayerischen Landtagsabgeordneten befragt. Es war das erste Mal, dass sie sich seit dem Ende des Prozesses äußerte, und das erste Mal überhaupt, dass Zschäpe direkt auf Fragen antwortete. Im NSU-Prozess hatte sie sich nur in schriftlichen Einlassungen geäußert und schriftlich auf Nachfragen geantwortet und sich lediglich zweimal selbst zu Wort gemeldet - unter anderem in ihren Schlussworten.
Grasel zitierte aus Zschäpes Aussage vor den Ausschussmitgliedern: "Ich hätte verhindern können, dass aus dem ersten Mord eine Serie wird. Ich hätte die Möglichkeit gehabt und habe sie nicht genutzt." Zschäpe sagte laut Grasel: "Ich habe das Leben von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt fälschlicherweise über das Leben der Opfer gestellt." Der Ausschussvorsitzende Toni Schuberl (Grüne) berichtete, Zschäpe habe gesagt, dass sie die Taten nicht gewollt habe - aber auch, dass sie nur durch sie möglich gewesen seien. Weiter habe sie gesagt, dass sie die Verbrechen hätte verhindern können: Wenn sie sich gestellt hätte, als sie vom ersten Mord erfuhr.
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