Bei dem Treffen soll Omar, der zumindest bis zum vorigen Jahr stellvertretender Gesundheitsminister des Landes war, Berichten zufolge gesagt haben, dass in Afghanistan Sicherheit herrsche und der Wiederaufbauprozess des Landes in vollem Gange sei. Die Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) untersteht der türkischen Religionsbehörde Diyanet und übt in dieser Funktion Kontrolle im Sinne des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aus.
Wie Omar nach Deutschland gelangen konnte, ist unklar. Laut Sicherheitskreisen sind die Taliban in Deutschland aber nicht verboten, weil sie hierzulande keine Struktur haben. Und seit ihrer abermaligen Machtübernahme im Sommer 2021 würden sie vom Generalbundesanwalt auch nicht mehr als Terrororganisation angesehen, heißt es.
Die Radikalislamisten regierten in Afghanistan bis 2001 und wurden nach den Anschlägen vom 11. September jenes Jahres in New York und Washington durch eine von den USA geführte Militärkoalition gestürzt. Nach einem jahrelangen Krieg und dem Rückzug der westlichen Truppen gelangten sie vor zwei Jahren dann wieder an die Macht – und dies überraschend schnell.
Die Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler, die Mitglied in der Enquete-Kommission des Parlaments zur Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes ist, sagte: "Dieser Besuch macht fassungslos. Ich erwarte hier von der Ditib-Zentrale umgehend eine Klärung, wie dieser Besuch zu Stande kam und ob sie davon wusste, dass die Gemeinde in Chorweiler einen Taliban-Vertreter eingeladen beziehungsweise empfangen und mit ihm eine Veranstaltung gemacht hat. Das ist mit nichts zu rechtfertigen."
Güler beklagte, dass sich die Situation der Frauen in Afghanistan aufgrund des Wirkens der Taliban wieder drastisch verschlechtert habe. Umso unverständlicher sei es, "diese Menschen- und Frauenfeinde" nach Deutschland einzuladen. Die komplette Ditib-Gemeinde in Chorweiler habe hier völlig versagt, so die CDU-Politikerin, und sie hoffe sehr, dass der Auftritt ohne Kenntnis der Ditib-Zentrale geschehen sei. Ansonsten würde auch sie sich dafür verantworten müssen.
Eine Sprecherin der Ditib in Köln sagte, sie könne nicht sagen, ob Omar in Chorweiler gewesen sei. Sie sei darüber "nicht in Kenntnis gesetzt worden".