In einem der spannendsten Spiele der Europameisterschaft erlebte die Fußballwelt eine emotionale Achterbahnfahrt, als Kroatien und Italien in Leipzig aufeinandertrafen. Das Spiel endete mit einem dramatischen 1:1-Unentschieden, das beide Teams an den Rand des Nervenzusammenbruchs brachte und die Zuschauer in Atem hielt.
Das Spiel begann mit einer ausgeglichenen ersten Halbzeit, in der beide Teams vorsichtig agierten, jedoch stets auf der Suche nach Schwächen im gegnerischen Defensivverbund waren. Italien, das als Titelverteidiger antrat, hatte den ersten nennenswerten Angriff, als Riccardo Calafiori, der elegante Innenverteidiger aus Bologna, die Linien durchbrach und Kroatien in Bedrängnis brachte. Sein Pass auf den freistehenden Mattia Zaccagni sorgte für Gefahr, jedoch konnte Kroatiens Torhüter Dominik Livakovic die Situation entschärfen.
Auf der anderen Seite stellte Josko Gvardiol, Kroatiens herausragender Abwehrspieler, die italienische Defensive vor Probleme, als er geschickt aus einem engen Raum in seiner eigenen Hälfte entkam und nach vorne sprintete. Doch echte Torchancen blieben in der ersten Halbzeit Mangelware, und so ging es mit einem 0:0 in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Paukenschlag. Kroatien wusste, dass nur ein Sieg die Chance auf das Weiterkommen am Leben halten würde. In der 55. Minute bekam Kroatien die große Chance zur Führung, als Andrej Kramarics Schuss den ausgestreckten Arm von Davide Frattesi traf. Nach einer VAR-Überprüfung entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter für Kroatien.
Luka Modrić, der Kapitän und erfahrene Spielmacher, trat an. Doch Gianluigi Donnarumma, Italiens Torhüter, tauchte blitzschnell nach links und parierte den Strafstoß. Der Ausdruck der Qual auf Modrićs Gesicht sprach Bände, doch er ließ sich nicht entmutigen. Nur 33 Sekunden später, bei der nächsten Aktion, brachte eine lange Flanke von Luka Sucic den Ball zu Ante Budimir, dessen Kopfball Donnarumma erneut abwehrte. Doch diesmal war Modrić zur Stelle und hämmerte den Abpraller ins Netz. Die kroatischen Fans explodierten vor Freude, Bierbecher flogen in die Luft, und Modrić wurde zum ältesten Torschützen in der Geschichte der Europameisterschaft.
Kroatien dominierte nun das Spiel, und es schien, als würden sie den Sieg über die Zeit retten können. Doch Italien gab nicht auf und setzte alles auf eine Karte. Enrico Chiesa brachte frischen Wind in die Offensive der Italiener, und Alessandro Bastoni hatte eine große Kopfballchance, die von Livakovic pariert wurde.
Als das Spiel in die Nachspielzeit ging, schien Kroatien den Sieg bereits in der Tasche zu haben. Doch in der achten Minute der Nachspielzeit passierte das Unfassbare. Riccardo Calafiori drang erneut in die kroatische Hälfte ein und passte den Ball zu Mattia Zaccagni, der nicht zögerte. Mit einem brillanten Schuss ins lange Eck brachte er Italien den Ausgleich. Kroatien war am Boden zerstört, und die italienischen Fans feierten ekstatisch.
Nach dem Spiel äußerte sich Kroatiens Trainer Zlatko Dalic enttäuscht über die lange Nachspielzeit. „Nach diesem Spiel kann man nicht acht Minuten Nachspielzeit bekommen, das ist Unsinn“, sagte Dalic. „Es gab nicht so viele Spielunterbrechungen oder Fouls, um das zu rechtfertigen. Ich möchte keinen Aufruhr verursachen, aber ich denke, Kroatien muss anerkannt und respektiert werden. Wir haben fast drei Stunden gespielt.“
Italien hingegen sicherte sich durch das Unentschieden den Einzug in die K.-o.-Phase und trifft im Achtelfinale auf die Schweiz. „Wir waren im Spiel zeitweise etwas schwach, wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt“, sagte Italiens Trainer Luciano Spalletti. „Wenn man sich ein Unentschieden leisten kann, so läuft das eben, dann weiß man, dass ein Unentschieden reicht, dann ist man etwas zaghafter.“ Dennoch lobte er die kämpferische Leistung seiner Mannschaft und betonte, dass Sorgen und Bedenken zu seinem Job gehören.
Für Luka Modrić könnte dieses Spiel einen bittersüßen Abschluss seiner internationalen Karriere markieren. Mit 38 Jahren und 289 Tagen wurde er zum ältesten Torschützen der Europameisterschaft und zeigte einmal mehr seine Klasse und Entschlossenheit. Doch das späte Gegentor und das wahrscheinliche Ausscheiden Kroatiens aus dem Turnier werfen einen Schatten auf seine Heldentat.
Dieses Herzschlagfinale in Leipzig wird den Fans lange in Erinnerung bleiben – ein Spiel voller Dramatik, Emotionen und unvergesslicher Momente.
