Ein staatliches Hilfeersuchen gibt es derzeit nicht. Aber: "Jede Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft auf der Welt hat das Recht, ihre Schwestergesellschaften um Unterstützung zu bitten. Und das geschieht gerade", sagt Johnen. "Neben unserem Delegierten vor Ort werden auch weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Marokko fliegen, um vor Ort bei der Koordination der Hilfe zu unterstützen", sagte Johnen. "Die Hilfsgüter werden durch unseren Partner vor Ort angenommen und dann in Abstimmung mit den lokalen Behörden dort hingebracht, wo die Hilfsgüter am dringendsten benötigt werden."
Ob es weitere Flüge mit Hilfsgütern geben wird, sei noch unklar. Das DRK helfe aber so lange, wie die Hilfe benötigt werde: "Ob dies über Lufttransport, per Lkw oder mittels Beschaffungen in Marokko geschieht, werden unsere Expertinnen und Experten in den nächsten Tagen entscheiden." Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind etwa 300.000 Menschen in Marokko von den Folgen des schweren Erdbebens betroffen. Ganze Dörfer waren zerstört und Infrastruktur beschädigt worden.
Am Freitagabend hatte eines der schwersten Erdbeben in der Geschichte Marokkos das Land erschüttert. Besonders betroffen sind die abgelegenen Bergdörfer im Atlasgebirge. Auch Tage nach dem Beben mangelt es vielerorts weiterhin an Nahrungsmitteln und Trinkwasser. Soldaten und internationale Helfer dringen nur sehr langsam zu den zerstörten und massiv betroffenen Dörfern im Atlasgebirge vor. Zahlreiche Straßen sind zerstört, herabgestürzte Felsbrocken versperren den Weg.
Nachdem Befürchtungen laut wurden, dass die Blutkonserven zur Neige gehen könnten, kam es zu einem Ansturm auf die Blutspendestellen. In vielen Städten standen die Menschen Schlange, um Blut zu spenden. Selbst der marokkanische König Mohammed VI., der sich nur zu besonderen Anlässen in der Öffentlichkeit zeigt, schloss sich der Solidaritätswelle an und spendete während eines Krankenhausbesuchs in Marrakesch am Dienstag Blut. Nach Angaben des marokkanischen Innenministeriums stieg die Zahl der Toten auf etwa 3000, mehr als 5500 Menschen sind verletzt. Inzwischen schwindet die Hoffnung zunehmend, in den Trümmern Überlebende zu bergen.
ag/pcl