Nach Angaben der Zivilschutzbehörde ist das Leben der Menschen in Maceió nicht in Gefahr. Noch am Mittwoch, als wegen der Bedrohung in der Stadt der Notstand ausgerufen wurde, waren demnach tausende Familien aus der Umgebung der Salzmine in Sicherheit gebracht worden. Die ersten Umsiedlungen hatten bereits 2019 begonnen, als die Einsturzrisiken bekannt geworden waren. Die dadurch bedrohten Stadtviertel, in denen rund 55.000 Menschen in mehr als 14.000 Gebäuden wohnten, sind nun geräumt.
Ein Großteil der Salzmine liegt unterhalb des Meeresspiegels. Ein Einsturz der Anlage würde beträchtliche Umweltschäden verursachen. Die Zivilschutzbehörde verglich die Situation mit einem vollen Waschbecken, aus dem plötzlich der Abflussstopfen entfernt wird. Aus der Mine würde auf einen Schlag eine riesige Menge Salz ins Meer gelangen und das dortige Ökosystem schädigen.
Der Zivilschutz teilte am Freitag mit, in den vergangenen 24 Stunden sei die Salzmine um 11,4 Zentimeter abgesackt. Seit dem 21. November sind es demnach bereits 1,43 Meter.
In der Mine wird Steinsalz gefördert, aus dem Kalilauge sowie PVC hergestellt wird. Sie ist eine von 35 Anlagen des Unternehmens Braskem in Maceió. Mehrheitseigner von Braskem ist Novonor, der vor einem riesigen Schmiergeldskandal unter dem Namen Odebrecht bekannt war.
Braskem versicherte auf seiner Website mit Blick auf den drohenden Kollaps der Mine in Maceió, das Unternehmen werde "alle möglichen Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen gering zu halten". Demnach sind derzeit zwei Szenarien möglich: eine "schrittweise" Absenkung der Mine oder ein "abruptes" Nachgeben der Minenbegrenzung.
Anfang 2019 war in der Stadt Brumadinho im Südosten Brasiliens das Rückhaltebecken einer Eisenerzmine gebrochen, so dass sich eine giftige Schlammlawine über dem Ort ergoss. Mindestens 270 Menschen starben damals, außerdem verursachte der Vorfall eine Umweltkatastrophe in der Region.