Florida bereitet sich auf einen der gefährlichsten Hurrikane der letzten Jahrzehnte vor. Der Sturm, der unter dem Namen "Milton" bekannt ist, bedroht die Westküste des US-Bundesstaates und zieht bereits weitreichende Evakuierungsmaßnahmen nach sich. Trotz einer leichten Abschwächung auf die Kategorie 4 bleiben die Behörden in höchster Alarmbereitschaft. Der Sturm könnte in den nächsten Tagen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde an Land treffen und hat das Potenzial, verheerende Schäden zu verursachen.
Besonders im Fokus steht die Stadt Tampa, wo Bürgermeisterin Jane Castor die Bevölkerung mit drastischen Worten zum Verlassen der Evakuierungsgebiete aufrief: "Wenn Sie bleiben, werden Sie sterben", warnte sie auf CNN. In weiten Teilen des Bundesstaates wurden die Bewohner aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Angesichts der bevorstehenden Naturkatastrophe wurden auf Floridas Hauptverkehrsstraßen sogar Seitenstreifen freigegeben, um die Evakuierung zu beschleunigen.
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Hunderten Krankenwagen stehen bereit, um Menschen aus Krankenhäusern und Pflegeheimen zu evakuieren, während Zivilschutzkräfte auch Zoos und Aquarien in Sicherheit bringen. Besonders gefährdete Gebiete an der Küste von Florida, aber auch der mexikanischen Halbinsel Yucatán, werden mit "zerstörerischen Wellen" rechnen müssen. Erste Maßnahmen zur Sicherung von Korallen und Tieren aus Zoos sind bereits im Gange.
Obwohl "Milton" auf dem offenen Golf von Mexiko kurzfristig etwas an Stärke verloren hat, bleibt er eine "extrem ernste Bedrohung". Meteorologen erwarten weiterhin, dass der Sturm am Mittwoch an der Westküste Floridas auf Land trifft. Er bewegt sich momentan mit einer Geschwindigkeit von 17 km/h auf den Staat zu, begleitet von heftigen Regenfällen, die in manchen Gebieten zu katastrophalen Überschwemmungen führen könnten. Der nationale Wetterdienst prognostiziert Niederschläge zwischen 13 und 25 Zentimetern, in einigen Gebieten sogar bis zu 38 Zentimeter.
Erst vor wenigen Wochen hatte Hurrikan "Helene" Florida heimgesucht und enorme Zerstörungen sowie über 200 Tote verursacht. Für viele Bewohner des Südostens der USA ist "Milton" der zweite Schicksalsschlag in kurzer Zeit. "Helene war ein Weckruf", sagte Bürgermeisterin Castor, doch "Milton" sei "buchstäblich katastrophal". Das Zentrum des Sturms könnte direkt die Region um die Tampa Bay treffen, die seit über 100 Jahren nicht mehr von einem derart schweren Hurrikan betroffen war. Experten warnen, dass dies eine beispiellose Zerstörung nach sich ziehen könnte.
Viele Bewohner der betroffenen Gebiete haben bereits begonnen, sich in Sicherheit zu bringen. Der Verkehr auf den großen Ausfallstraßen stockt. Tankstellen im Großraum Tampa und Fort Myers meldeten schon am Montag Engpässe bei der Treibstoffversorgung. Die Lage erinnert an den Massenexodus während Hurrikan "Irma" im Jahr 2017, als Millionen von Menschen vor einem drohenden Sturm flohen. Präsident Joe Biden hat den Notstand für Florida ausgerufen und 7.000 Bundeskräfte mobilisiert, um im Katastrophenfall zu helfen.
Neben den heftigen Winden ist vor allem die Sturmflut eine große Bedrohung. Experten warnen vor Fluten von bis zu 3,6 Metern in der Tampa Bay, was den höchsten jemals in der Region gemessenen Wasserstand darstellen würde. Die Sturmfluten können zahlreiche Gebiete entlang der Westküste Floridas überfluten. Viele der Häuser, die von Hurrikan "Helene" beschädigt wurden, sind besonders anfällig. Trümmer, die noch nicht geräumt wurden, könnten durch die starken Winde zu gefährlichen Projektilen werden.
Schulen und öffentliche Einrichtungen in den betroffenen Regionen wurden bereits geschlossen. Die Flughäfen von Tampa, St. Petersburg und Orlando planen die Einstellung des Flugbetriebs. Auch Walt Disney World bereitet sich auf Einschränkungen vor. In Mexiko, wo "Milton" zuvor entlang der Yucatán-Halbinsel vorbeizieht, sind Evakuierungen im Gange, um die Bewohner vor möglichen Sturmfluten zu schützen. Die mexikanische Regierung hat in den gefährdeten Regionen Notmaßnahmen angeordnet.
Der ungewöhnlich schnelle Anstieg von "Milton" zu einem Hurrikan der Kategorie 5 gibt Meteorologen weltweit zu denken. Der Sturm hatte seine Geschwindigkeit innerhalb von 24 Stunden dramatisch gesteigert, bevor er leicht abschwächte. Der Golf von Mexiko ist zurzeit ungewöhnlich warm, was die Intensität des Sturms weiter verstärkt hat. Experten machen den Klimawandel für diese Entwicklung verantwortlich. Die steigenden Meerestemperaturen liefern die nötige Energie, um Hurrikane schneller und stärker werden zu lassen.
Mit "Milton" steht Florida und seine Bevölkerung vor einer erneuten Katastrophe. Die Behörden tun ihr Möglichstes, um die Menschen zu evakuieren und auf das Schlimmste vorzubereiten. Die Naturkatastrophen der letzten Wochen haben bereits Tausende von Menschenleben gefordert und große Zerstörungen hinterlassen. "Milton" könnte diese Bilanz weiter verschärfen. Die nächsten Tage werden zeigen, wie gut der Bundesstaat auf den Sturm vorbereitet ist – und welche verheerenden Auswirkungen dieser Hurrikan haben wird.
Quelle: CNN, The Weather Channel, Reuters