Die israelische Armee hat am Sonntag die Leichen von sechs Geiseln entdeckt, die von der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen getötet wurden. Die Toten wurden am Samstag aus einem Tunnel unterhalb von Rafah, einer Stadt im Süden des Gazastreifens, geborgen. Dies gab die israelische Armee in einer Erklärung bekannt.
Unter den identifizierten Geiseln befinden sich Carmel Gat, Eden Yerushalmi, Hersh Goldberg-Polin, Alexander Lobanov, Almog Sarusi und Ori Danino. Fünf dieser Geiseln waren am 7. Oktober bei dem verheerenden Großangriff der Hamas auf das Nova-Musikfestival in Israel entführt worden. Hersh Goldberg-Polin war der einzige US-israelische Doppelstaatler unter den Toten. US-Präsident Joe Biden hatte die Nachricht vor der offiziellen Bestätigung durch die israelische Armee veröffentlicht.
Goldberg-Polin, ein 23-jähriger Student, war unter den 251 Menschen, die bei dem Angriff auf das Festival entführt wurden. Seine Eltern hatten kürzlich in einer emotionalen Rede auf dem Demokraten-Parteitag in Chicago an das Schicksal ihres Sohnes erinnert. "Unter den Geiseln sind acht amerikanische Staatsbürger und einer von ihnen ist unser einziger Sohn", sagte seine Mutter Rachel Goldberg und rührte damit viele Delegierte zu Tränen.
Die Angehörigen der Geiseln hatten sich am Donnerstag an der Grenze zum Gazastreifen versammelt und mit Lautsprecher-Durchsagen versucht, ihre Familienmitglieder zu erreichen. In einem im April veröffentlichten Video beschuldigte Goldberg-Polin den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, die Geiseln im Stich gelassen zu haben. Goldberg-Polin war in dem Video schwer verletzt zu sehen, mit einem amputierten Arm.
Die israelische Armee hat bestätigt, dass alle sechs Opfer beim Terrorangriff am 7. Oktober entführt und dann von Hamas-Terroristen brutal ermordet wurden, kurz bevor sie geborgen wurden. Die Identität der Leichen wurde nach einer gründlichen Prüfung bestätigt. "Wir alle wachen auf mit der schrecklichen Nachricht, dass sechs weitere tote Geiseln gefunden wurden, die von der Hamas getötet wurden", schrieb der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, auf X (ehemals Twitter).
Die Entführungen am 7. Oktober waren Teil eines umfassenden Angriffs, bei dem mehr als 250 Menschen aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden. Im Verlauf einer einwöchigen Waffenruhe Ende November konnte die Hamas 105 Geiseln freilassen, während Israel 240 palästinensische Häftlinge entließ. Einige Geiseln wurden von der israelischen Armee in riskanten Militäreinsätzen befreit, was zu heftiger internationaler Kritik führte.
Der aktuelle Stand der weiteren Verhandlungen in Kairo, die von den USA, Ägypten und Katar geführt werden, ist unklar. Diese Gespräche zielen darauf ab, eine weitere Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln zu erreichen. Die Verhandlungen sind jedoch ins Stocken geraten, da Israel und die Hamas direkte Verhandlungen mit der Gegenseite verweigern. Ein wesentlicher Streitpunkt ist die Dauer der Stationierung israelischer Truppen am Philadelphi-Korridor an der Grenze zu Ägypten.
Der Konflikt im Gazastreifen, der seit dem Großangriff der Hamas im Oktober andauert, hat laut Hamas bereits über 40.600 Todesopfer gefordert. Die israelische Armee führt weiterhin umfangreiche militärische Operationen im Gazastreifen durch, während internationale Bemühungen um eine Lösung des Konflikts weiterhin andauern.
Quellen: Reuters, BBC, Al Jazeera, New York Times