Auch nach der Strandung lebte er weiter auf dem kleinen Schiff. Den Besuchern erzähle er Geschichten von seinem Leben auf dem Wasser. An dem Boot soll der Mann über 30 Jahre lang gearbeitet haben, berichtete die "Bild"-Zeitung. Er habe es aus Schrottteilen wie beispielsweise von einem alten Traktor zusammengebaut. Wegen der äußeren Erscheinung war in Medienberichten zunächst von einem "Geisterschiff" die Rede.
Gegenüber der "Bild" gab der geheimnisvolle Mann an, dass er über Groningen und Juist nach Norderney gekommen sei. "Aber auf Juist wollten sie mich nicht haben, jagten mich fort", erzählte der Seemann, der seinen Namen und seine Herkunft für sich behielt. Er habe von Sabotage gesprochen, hieß es weiter, einen Verdächtigen allerdings nicht genannt. Der Motor seines Schiffes sei auf See ausgefallen, niemand habe ihm helfen wollen.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) widersprach der Darstellung des Mannes. "Wir hatten ihn angefunkt. Er sagte, dass er keine Hilfe benötigt und da für ihn keine unmittelbare Gefahr bestand, brauchten wir nichts zu unternehmen", sagte ein DGzRS-Sprecher der "Bild".
Die "Wibo" soll nicht am Strand von Norderney verbleiben. Wegen der Sturmflutsaison bestehe dort die Gefahr, dass das Segelboot noch weiter angespült werde und den Küstenschutz beschädige, teilte eine Inselsprecherin mit. "Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Segelschiff bei uns strandet", sagte sie, weshalb mehrere Tage über die Art der Bergung diskutiert werden musste.
Das Boot soll nun am Freitag von einer Spezialfirma abgeschleppt werden, wie der NDR berichtete. Bei entsprechender Tide soll es vermutlich am Nachmittag auf einen Tieflader gehoben und über den Landweg abgeschleppt werden. Wohin es genau kommen soll, stehe noch nicht fest. Ein Abschleppen über das Meer sei nicht möglich, da das Schiff der Inselsprecherin zufolge einen defekten Motor, einen defekten Anker und ein beschädigtes Ruder besitzt. Über die Kostenübernahme für den Abtransport herrsche demnach noch keine Einigkeit.
Um aber für die Kosten einer möglichen Reparatur des Schiffes aufzukommen, sammelt eine private Initiative von Inselbewohnern Spenden. Dazu hat sie einen Aufruf auf der Plattform Facebook veröffentlicht. Der Seemann hatte zunächst keine Hilfe von Seiten der Verwaltung angenommen. Erst am Mittwochabend teilte die Stadt Norderney mit, dass der Schiffseigner den Bürgermeister Frank Ulrichs (parteilos) im Rathaus aufgesucht und doch um Hilfe gebeten habe. Ulrichs habe seine Unterstützung angeboten.
Wie es mit dem laut Inselsprecherin aus Freiburg stammenden Seemann weitergeht, ist indes noch nicht klar. Bei der Strandung am Montag blieb er unverletzt. "Er ist körperlich unversehrt, aber wegen der vielen Schaulustigen etwas gestresst", sagte die Inselsprecherin. Manche Menschen würden auf das Boot klettern. Vor seinem abrupten Stop auf Norderney sei er von Hooksiel bei Cuxhaven unter anderem nach Spiekeroog und Juist gesegelt.
Das Segelboot jetzt ist nicht das einzige an Land gespülte Schiff auf der Insel. Am Oststrand von Norderney liegt seit über 50 Jahren bereits das Wrack eines Muschelsaugers. Für viele Inselbesucher ist das ein beliebtes Ausflugsziel und Fotomotiv.