"Und ich kann sagen, dass das zwei- oder dreimal passiert ist. Eine Gelegenheit war mit Lawrow im türkischen Ferienort Antalya im Frühjahr 2022." In den Wochen nach der groß angelegten Invasion im Februar 2022 trafen sich ukrainische und russische Unterhändler zu mehreren Gesprächsrunden.
Angesichts des bröckelnden internationalen Rückhalts hat Kuleba insbesondere die USA um weitere Militärhilfen gebeten und den Kampfeswillen seiner Landsleute betont. "Was auch immer der Preis für die Unterstützung der Ukraine jetzt ist: Der Preis, im Falle einer ukrainischen Niederlage das Chaos in der Welt zu beseitigen, wird viel höher sein", sagte Kuleba dem US-Sender ABC News in einem Interview, was am Montagabend (Ortszeit) in Auszügen veröffentlicht wurden.
Auch unter schwersten Bedingungen werde sich die Ukraine Russland nicht ergeben, fügte der Minister hinzu. "Selbst wenn uns die Waffen ausgehen, werden wir mit Schaufeln kämpfen. Denn was für die Ukraine auf dem Spiel steht, ist die Existenz dieser Nation." Für mögliche Friedensverhandlungen mit Russland müsse sein Land erst eine bessere Ausgangslage auf dem Schlachtfeld schaffen, sagte Kuleba.
Beim wichtigsten Unterstützer USA steckt die Bewilligung neuer Militärhilfen in einem innenpolitischen Streit fest, was Kiew große Sorge bereitet. In Brüssel, wo derzeit ebenfalls Ukraine-Hilfen stocken, pochte unterdessen EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni auf weitere Unterstützung für das osteuropäische Land. "Natürlich fordern wir auch die Unterstützung aller internationalen Partner", sagte er am Rande eines Treffens der EU-Finanzminister am Dienstag. Die wirtschaftliche Hilfe für die Ukraine sei nicht nur eine europäische Aufgabe.
Eigentlich hatte auf Ebene der EU-Mitgliedstaaten bereits beim Gipfeltreffen im Dezember ein neues Ukraine-Hilfsprogramm über 50 Milliarden Euro für die kommenden vier Jahre vereinbart werden sollen. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban verhinderte den Beschluss jedoch mit einem Veto. Für den 1. Februar ist nun ein EU-Sondergipfel zum weiteren Vorgehen geplant. In Brüssel wird gehofft, dass Ungarn spätestens dann seinen Widerstand aufgeben wird.
Der Westen dürfe nicht nachlassen, die Ukraine mit Waffen und Geld zu versorgen, wenn er wolle, dass Kiew in seinem Krieg gegen Russland erfolgreich sei, warnte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Dienstag. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sagte sie: "Die Ukraine kann in diesem Krieg siegen, aber wir müssen ihren Widerstand weiterhin stärken." Sie forderte Kiews westliche Verbündete auf, ihre Waffenlieferungen und die finanzielle Unterstützung der Ukraine fortzusetzen. "Die Ukrainer brauchen im Jahr 2024 und darüber hinaus eine vorhersehbare Finanzierung. Sie benötigen eine ausreichende und dauerhafte Waffenversorgung, um die Ukraine zu verteidigen und ihr rechtmäßiges Territorium zurückzugewinnen."
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, er habe in Davos den Generalsekretär der NATO, Jens Stoltenberg, getroffen und unter anderem die Lage an der Front und die Notwendigkeit einer Stärkung der ukrainischen Luftabwehr besprochen. Die Ukraine erwarte beim Nato-Gipfel im Juli in Washington Entscheidungen, die eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Allianz näherbrächten, sagte Selenskyj am Dienstag am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos in der Schweiz.
Die Nato sagte letzte Woche, dass die Mitgliedstaaten Pläne dargelegt hätten, der Ukraine im Jahr 2024 „Milliarden Euro an weiteren Fähigkeiten“ zur Verfügung zu stellen. "Die Nato verurteilt aufs Schärfste russische Raketen- und Drohnenangriffe auf ukrainische Zivilisten, auch mit Waffen aus Nordkorea und dem Iran", sagte Stoltenberg.
Russland begründet seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch mit dem Streben des Landes in die Nato. Eine Aufnahme der Ukraine in das Bündnis ist bisher jedoch nicht in Sicht. Selenskyj teilte ebenfalls mit, bis zu einem Beitritt der Ukraine wolle das Land weiter wie zuletzt mit Großbritannien bilaterale Sicherheitsabkommen schließen.
Selenskyj dankte Stoltenberg nach eigenen Angaben für die unerschütterliche Unterstützung durch das Militärbündnis. Er habe den Nato-Generalsekretär auch über die Lage an der Front informiert und betont, dass Kiew weiter Hilfe bei der Verstärkung seiner Luftverteidigung brauche. Russland führt seit fast zwei Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.