Russland hat erneut Getreide aus den besetzten ukrainischen Gebieten per Schiff exportiert. Über die Hafenstadt Berdjansk am Asowschen Meer sei Weizen ausgeführt worden, teilte der ukrainische Generalstab am Donnerstag in seinem Abendbericht mit. Ein beladener russischer Lastkahn sei von mehreren Schleppern aus dem Hafen geleitet worden.
Der von Moskau eingesetzte Chef des Gebietes Saporischschja, Jewgeni Balizki, hatte zuvor beim Nachrichtenkanal Telegram geschrieben, dass der Hafen für die Getreideausfuhr vorbereitet werde. Insgesamt sei geplant, zwei Millionen Tonnen Getreide per Schiff und Eisenbahn aus dem russisch kontrollierten Teil des Gebiets auszuführen. Eine halbe Million Tonnen seien für den Eigenbedarf vorgesehen.
Große Teile der Ackerflächen in den Gebieten Saporischschja und Cherson in der Südukraine sind von Russland vor gut einem Jahr erobert worden. Kiew prangerte wiederholt die russische Praxis an, Getreide aus den besetzten Gebieten auszuführen und zu verkaufen. Der Ukraine entgehen so wichtige Exporteinnahmen.
Der Streit um ukrainisches Getreide hat noch eine andere Komponente. Monatelang blockierte Russland die ukrainischen Schwarzmeerhäfen und damit die Getreideexporte des Landes. Erst im Sommer wurde unter Vermittlung der UN und der Türkei ein Abkommen zur Freigabe der Häfen geschlossen. Nun wurde das zuvor schon einmal verlängerte Abkommen um 60 Tage gestreckt. Russland hat sein Einverständnis an die Forderung geknüpft, westliche Sanktionen zu lockern, welche den Export russischer Lebens- und Düngemittel behindern.
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