Es müsse sofort eine UN-Mission nach Berg-Karabach entsandt werden, um die Menschenrechtslage sowie die humanitäre Lage und Sicherheitssituation zu überwachen. Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und ist zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken seit langem umkämpft. Am vergangenen Dienstag hatte das autoritär geführte Aserbaidschan eine Militäroperation zur Eroberung der Region gestartet. Nur einen Tag später ergaben sich die unterlegenen Karabach-Armenier.
Viele Armenier werfen ihrer traditionellen Schutzmacht Russland, die auch eigene Soldaten vor Ort stationiert hat, vor, sie im Stich gelassen zu haben. Während der kurzen Kämpfe starben armenischen Angaben zufolge mehr als 200 Menschen, mehr als 400 weitere wurden demnach verletzt. Die Zehntausenden armenischen Zivilisten in der Region fürchten nun, vertrieben oder von den neuen aserbaidschanischen Machthabern unterdrückt zu werden.
Das aserbaidschanische Militär hat in Berg-Karabach erbeutete schwere Waffen vorgeführt und warnt davor, dass Tausende Zivilisten nach der Kapitulation der armenischen Separatisten keinen Schutz mehr haben. Panzer, Waffen und RPGs gehörten zu den Beutestücken, die gezeigt wurden. Dies war der erste Zugang für Journalisten, seit die Separatisten diese Woche einer Entwaffnung zugestimmt hatten.
Ethnische armenische Führer sagen, Tausende seien ohne Nahrung und Unterkunft. Nur eine Hilfslieferung von 70 Tonnen Nahrungsmitteln wurde durchgelassen. Der Konvoi des Internationalen Roten Kreuzes war der erste, der das umstrittene Gebiet erreichte, seit Aserbaidschan es vor fünf Tagen in einer Blitzoperation erobert hatte. Russland gibt an, ebenfalls Hilfe geleistet zu haben, es ist jedoch nicht bekannt, in welcher Höhe.
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