Die Angeklagten hatten damals hohe Funktionen bei den prorussischen Separatisten in der Ostukraine: Igor Girkin war einst russischer Geheimdienstoffizier und Kommandant der Separatisten im Donbass, genannt "Strelkow". Sergej Dubinski, ein früherer russischer Offizier und Stellvertreter Girkins. Oleg Pulatov wiederum war Dubinskis Assistent. Leonid Chartschenko, der Ukrainer, soll eine Kampfeinheit in der Region geleitet haben. Sie sollen der Anklage zufolge das Luftabwehrgeschütz vom Typ Buk besorgt haben und für den Abschuss der Rakete verantwortlich sein. Die Anklage lautete auf Mord in 298 Fällen. Die Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haftstrafen.
Im November befand ein niederländisches Gericht die drei Männer wegen ihrer Beteiligung am Abschuss von MH17 des Mordes in Abwesenheit für schuldig. Die Staatsanwälte sagten am Mittwoch, sie hätten alle Hinweise ausgeschöpft und könnten kein weiteres Strafverfahren mehr fortsetzen. Die Boeing 777 flog von der niederländischen Hauptstadt nach Kuala Lumpur, als sie im Juli 2014 während eines Konflikts zwischen pro-russischen Rebellen und ukrainischen Streitkräften in der ukrainischen Donbass-Region von einer in Russland hergestellten Boden-Luft-Rakete getroffen wurde.
Russland hat den Schuldspruch eines niederländischen Gerichts zum Abschuss der Passagiermaschine MH17 über der Ostukraine im Jahr 2014 als politisch motiviert zurückgewiesen. "Sowohl der Verlauf als auch die Ergebnisse der Verhandlung zeugen davon, dass ihr der politische Auftrag zugrunde lag, die Version (...) von einer Beteiligung Russlands an der Tragödie zu stärken", teilte das russische Außenministerium auf seiner Homepage mit.
Von den 298 Passagieren und der Besatzung waren 196 Niederländer, während viele der anderen Passagiere aus Malaysia, Australien, Großbritannien, Belgien und anderen Ländern kamen. In einer Erklärung sagte das Joint Investigation Team (JIT), das Gericht habe entschieden, dass Moskau die "Gesamtkontrolle" über die Volksrepublik Donezk habe, die das Gebiet im Juli 2014 kontrollierte. Es zitierte aufgezeichnete Telefongespräche, in denen russische Beamte sagten, dass die Entscheidung, militärische Unterstützung zu leisten, "beim Präsidenten liegt".
"Es gibt konkrete Informationen, dass der Antrag der Separatisten dem Präsidenten vorgelegt wurde und dass diesem Antrag stattgegeben wurde", hieß es. Aber es fügt hinzu, dass nicht bekannt ist, ob die Anfrage das System "ausdrücklich erwähnt", das zum Abschuss von MH17 verwendet wurde. "Obwohl wir von starken Indizien sprechen, ist die hohe Messlatte vollständiger und schlüssiger Beweise noch nicht erreicht", so die Ermittler. "Darüber hinaus genießt der Präsident in seiner Position als Staatsoberhaupt Immunität."
Nach dem Abschuss lagen noch Wochen Trümmer, Gepäckstücke und Leichenteile in einem rund 50 Quadratkilometer großen Gebiet zwischen Sonnenblumenfeldern. Aus den Trümmern war später in den Niederlanden die Maschine rekonstruiert worden für die Ermittler und Richter.
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