Ein Wintersturm hatte den Wahlkampf am Wochenende beeinträchtigt. Der Wetterdienst warnte vor "lebensbedrohlicher" Kälte von bis zu minus 28 Grad. Alle Kandidaten haben die Wähler aufgefordert, der extremen Kälte zu trotzen, damit sie im Wahlkampf mitreden können, auch wenn sie befürchten, dass das Wetter die Wahlbeteiligung beeinträchtigen könnte.
Das Rennen wird dann von Staat zu Staat verlaufen, bevor schließlich ein Kandidat ausgewählt wird, der mit ziemlicher Sicherheit Joe Biden bei den Präsidentschaftswahlen im November herausfordern wird. In den USA wählt nicht die Parteispitze, sondern die Basis ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl aus. Das Abstimmungsverfahren der Vorwahlen ist komplex und von Staat zu Staat unterschiedlich. Den Auftakt machen nun die Republikaner in Iowa.
Der kleine Bundesstaat im Mittleren Westen hat zwar zahlenmäßig geringe Bedeutung für die Kandidatenkür. Doch wer hier gut abschneidet, kann mit Rückenwind bei den künftigen Abstimmungen rechnen. Die Entscheidung fällt nicht in Wahllokalen, sondern bei kleinen Parteiversammlungen, sogenannten Caucuses. Sie finden abends statt - an ganz verschiedenen Orten wie Kirchen oder Gemeindesälen. Republikanische Wähler werden sich am Montagabend an einem von mehr als 1.500 Caucus-Standorten im Bundesstaat des Mittleren Westens treffen, um ihren bevorzugten Präsidentschaftskandidaten zu wählen.
Einer Umfrage von "Des Moines Register"/NBC News/Mediacom zufolge liegt Trump bei 48 Prozent. Eine andere Umfrage sah Trump bei 55 Prozent- und damit fast 30 Punkte Vorsprung vor seinen Konkurrenten. Auf dem zweiten Platz landet die als etwas moderater geltende Haley mit 20 Prozent. Das sind vier Prozentpunkte mehr als noch im Dezember. Auf den dritten Platz ist DeSantis mit 16 Prozent abgerutscht. Er galt einst als größter Konkurrent Trumps im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Doch in den vergangenen Monaten verlor er an Unterstützung und blieb bei TV-Duellen auffällig blass. Er hatte sich im Wahlkampf besonders auf Iowa konzentriert - sollte er dort nur auf dem dritten Platz landen, wäre das ein desaströser Start ins Wahljahr für ihn.
Am Wochenende gab er sich kämpferisch und versuchte, die schlechten Umfragewerte herunterzuspielen. "Ich habe gelernt, dass es gut ist, ein Außenseiter zu sein. (...) Ich habe es lieber, wenn die Leute die Erwartungen an uns herunterschrauben. Auf diese Weise kann ich besser arbeiten", sagte er im US-Fernsehen. Angesprochen auf seinen Konkurrenten Trump entgegnete der 45-Jährige: "Beim ersten Mal hat er die wichtigsten Versprechen nicht gehalten." Trump veranstaltete am Sonntag eine Kundgebung in der Stadt Indianola und rief seine Anhänger zum Kommen auf. "Gemeinsam werden wir Geschichte schreiben, aber man muss da sein", sagte er. "Das Ergebnis in diesem Staat wird eine Botschaft an das ganze Land und tatsächlich an die ganze Welt senden."
Für Trump geht es in Iowa hingegen darum, die hohen Erwartungen an ihn auch zu erfüllen. Es ist nicht davon auszugehen, dass ihm bei der Abstimmung dort der Sieg streitig gemacht wird. Der frühere Präsident ist zwar mit vier strafrechtlichen Anklagen konfrontiert - unter anderem wegen seiner Versuche, das Wahlergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen. Das ändert aber bisher nichts an der Beliebtheit des Republikaners in seiner Partei. Trump hatte damals gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Seine Niederlage erkennt er bis heute nicht ein und verbreitet die Lüge vom Wahlbetrug.
Doch in den USA dürfte man ganz nun genau darauf schauen, wie gut er am Ende tatsächlich in Iowa abschneiden wird. Das extreme Winterwetter könnte ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen. Möglich ist nämlich, dass seine Anhänger davon ausgehen, dass ihr Favorit ohnehin komfortabel gewinnen wird - und deswegen einfach zu Hause bleiben. Das würde Haley und DeSantis zugutekommen. Andererseits gelten Trump-Anhänger als besonders loyal.
Trump sagte wegen des Wintersturms seine Wahlkampftermine zunächst ab - trat dann aber wieder auf. Auch Haley und DeSantis passten ihren Terminplan an, waren aber trotz Kälte weiter in Iowa unterwegs. Das Wetter hatte vor allem am Freitag für komplettes Chaos gesorgt. Fast jeder Flug in die Hauptstadt Des Moines wurde gestrichen. Auch zahlreiche Journalistinnen und Journalisten, die für die Vorwahlen in den Bundesstaat reisen wollten, strandeten am Flughafen.
Haley forderte ihre Anhänger auf, dem Wetter zu trotzen und abzustimmen: "Iowa, du hast morgen einen Job zu erledigen. Bringt euren Ausweis mit, zieht euch im Lagenlook an, und los geht's!" Die 51-jährige ehemalige Gouverneurin des US-Bundesstaats South Carolina begann ihren Wahlkampf vergangenen Februar - und lag damals in Umfragen im niedrigen einstelligen Bereich. Sie kämpfte sich in den vergangenen Monaten nach vorn und punktete vor allem bei den TV-Duellen der Republikaner, denen Trump allerdings fernblieb. Haley scheut sich jedoch davor, sich öffentlich klar von Trump loszusagen. Beobachter gehen daher davon aus, dass sie schließlich Trumps Kandidatin für das Vizepräsidentenamt werde könnte.
Bei den Demokraten läuft das Prozedere der Vorwahlen in diesem Jahr etwas anders. Das Rennen gilt außerdem als ausgemacht. Amtsinhaber Biden will für seine Partei nach der Präsidentenwahl am 5. November noch einmal ins Weiße Haus einziehen. Ernstzunehmende Konkurrenz in seiner Partei hat der 81-Jährige nicht.