Nawalny überlebte 2020 nur knapp die Vergiftung mit Nowitschok – einer von der Sowjetunion entwickelten Gruppe von Nervengiften – und erholte sich monatelang in Deutschland. Die Bewunderung der unterschiedlichen russischen Opposition erntete er dafür, dass er im darauffolgenden Jahr freiwillig nach Russland zurückkehrte.
"Alexei Nawalny ist nicht gestorben, er wurde getötet", sagt Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. Er sagte: "Wenn Sie in Russland Ihre Meinung sagen, und wenn diese eine andere ist als die von Wladimir Putin, werden Sie ins Gefängnis gesteckt oder getötet."
Putin beaufsichtigte im Jahr 2021 Verfassungsänderungen, die es ihm ermöglichen, für zwei weitere sechsjährige Amtszeiten zu kandidieren, was bedeutet, dass er bis 2036 an der Macht bleiben könnte. Putin ist bereits der am längsten amtierende Kremlführer seit dem 1953 verstorbenen sowjetischen Diktator Josef Stalin .
Ein weiterer Antikriegskandidat, Boris Nadeschdin, wurde ebenfalls von der Abstimmung ausgeschlossen. Der Oberste Gerichtshof Russlands lehnte am Donnerstag rechtliche Anfechtungen gegen das Urteil ab, doch Nadezhdin sagte, er werde Berufung einlegen und eine weitere Klage gegen die Weigerung der Wahlkommission einreichen, ihn als Kandidaten zu registrieren.
Nach dem Tod von Alexej Nawalny geht Russlands Polizei hart gegen trauernde Unterstützer vor. In mehreren russischen Städten wurden bis zum späten Freitagabend mehr als 100 Menschen bei Gedenkveranstaltungen festgenommen, wie die Bürgerrechtsorganisation Ovd-Info mitteilte. Festnahmen wurden unter anderem aus der Hauptstadt Moskau, aus der Ostsee-Metropole St. Petersburg und sechs weiteren Städten gemeldet.
In Lettlands Hauptstadt Riga haben etwa mehrere Dutzend Menschen vor der Botschaft Russlands protestiert. Auf dem Platz gegenüber der Auslandsvertretung zündeten sie Kerzen an und hielten Plakate mit einem Foto Nawalnys oder Aufschriften hoch. Auch im benachbarten Estland zogen Demonstranten mit Transparenten vor die russische Botschaft in der Hauptstadt Tallinn. Auf einem stand in Großbuchstaben: "Putin ist ein Mörder".
Auch vor der russischen Botschaft in Berlin versammelten sich mehr als 1000 Menschen. In Hamburg, Düsseldorf und weiteren deutschen Städten gab es ebenfalls Proteste.