Einige Frauen widersetzen sich jedoch weiterhin den Vorschriften zum obligatorischen Tragen eines Kopftuchs in der Öffentlichkeit. Online veröffentlichte Videos und Bilder zeigen, dass Frustration und Wut über die Beschränkungen immer noch eine starke Kraft in der iranischen Gesellschaft sind. Ein diese Woche veröffentlichtes Video zeigt einen Mann, der einer unverschleierten Frau einen Becher Joghurt ins Gesicht wirft. Seine Aktion wurde von männlichen und weiblichen Zuschauern mit Empörung aufgenommen.
Nach dem Tod von Mahsa Amini im September, einer 22-jährigen Frau, die von der Moralpolizei in Teheran festgenommen wurde, weil sie ihren Hijab angeblich "unsachgemäß" getragen hatte, breiteten sich Proteste in der gesamten Islamischen Republik aus. Seit Dezember wurden Tausende festgenommen und vier Demonstranten hingerichtet. Doch die Behörden zeigen kein Zeichen von Nachsicht. Das Innenministerium kündigte diese Woche an, dass es in dieser Frage keine Einkehr oder Toleranz geben werde. In der Erklärung heißt es, dass der Hijab ein wesentliches Element des islamischen Rechts bleibe und als solches eines der Schlüsselprinzipien der Islamischen Republik Iran bleiben werde.
Die unnachgiebige Rhetorik spiegelte die des Justizchefs Gholamhossein Mohseni-Ejei wider, der kürzlich sagte, dass Frauen, die keine Kopfbedeckung tragen, gnadenlos verfolgt würden. Nun hat ein kompromissloser Abgeordneter gesagt, dass gesetzgeberische Maßnahmen ergriffen werden müssen, um das durchzusetzen, was er das "göttliche Dekret" des Hijab nannte. Hossein Ali Haji Deligani sagte, wenn die Justiz innerhalb der nächsten 48 Stunden keine solchen Maßnahmen ergreife, würden die Abgeordneten einen Gesetzentwurf einbringen, um das rechtliche Vakuum zu füllen. Er sagte, dass dies im Einklang mit einem Bericht der parlamentarischen Kulturkommission zu "Keuschheit und Kopftuch" stehe.
Die Proteste weiteten sich auf Forderungen nach einer vollständigen Überarbeitung der Islamischen Republik aus – blieben aber in der Frage des Kopftuchs verwurzelt. Das Bild von Mahsa Amini ist das stärkste Symbol der Bewegung geblieben, die eine Zeitlang die Fundamente der Theokratie erschüttern konnte, die den Iran seit mehr als 40 Jahren regiert.
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