In ihrer alljährlichen, stets von den Dänen aufmerksam verfolgten Silvesteransprache ging Margrethe auf ihre diesjährige Rückenoperation ein. Die OP sei dank des Gesundheitspersonals gut verlaufen, habe sie aber zum Nachdenken über ihre Zukunft als Königin gebracht. Sie werde den Thron ihrem Sohn überlassen. An diesem Abend wolle sie vor allem Danke sagen - für die Wärme und Unterstützung, die ihr all die Jahre entgegengebracht worden seien, so die Monarchin.
Wie die dänische Staatskanzlei mitteilte, soll Frederik zeitgleich mit der Abdankung den Thron als König Frederik X. besteigen. Margrethe werde jedoch auch künftig als "Ihre Majestät" bezeichnet. Wie seine Mutter ist Kronprinz Frederik bei seinen Landsleuten beliebt. Bekannt ist auch sein sportlicher Eifer: Frederik lief diverse Marathons, absolvierte einen Ironman und rief zu seinem 50. Geburtstag die Laufveranstaltung Royal Run ins Leben. Beim Militär durchlief er mit Mitte 20 die harte Ausbildung zum Kampfschwimmer der Marine. Seine Frau Kronprinzessin Mary und er gelten als eingespieltes Team. Das Paar hat vier Kinder: Christian (18), Isabella (16) sowie die Zwillinge Vincent und Josephine (12).
Die Rede begann mit Anmerkungen zum Gaza- und zum Ukraine-Krieg, danach ging sie auf die Klimakrise und auch auf künstliche Intelligenz ein. Nach einem Gruß an die Menschen auf den zum dänischen Königreich zählenden Färöer-Inseln und Grönland folgte völlig überraschend die Sensation. "Ich habe beschlossen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Am 14. Januar 2024 - 52 Jahre nachdem ich meinen geliebten Vater beerbte - werde ich als Königin von Dänemark zurücktreten. Ich werde den Thron an meinen Sohn Kronprinz Frederik übergeben", sagte die Monarchin.
Margrethes eigensinnige, extravagante und unkonventionelle Art macht sie seit Jahrzehnten bei den Dänen beliebt. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie ohne zu wissen, dass sie einmal Königin von Dänemark werden wird. Als Margrethe Alexandrine Thórhildur Ingrid wurde sie am 16. April 1940 geboren. Ihr Vater König Frederik IX. ließ die Thronfolgeregelung erst 1953 ändern, als klar wurde, dass er keine männlichen Nachkommen haben würde.
Damit wurde Margrethe kurz vor ihrem 13. Geburtstag plötzlich Kronprinzessin. Nach dem Tod ihres Vaters bestieg sie am 14. Januar 1972 den Thron. Ihr Wahlspruch: "Gottes Hilfe, des Volkes Liebe, Dänemarks Stärke". Als Margrethe II. ist sie Dänemarks erste weibliche Regentin seit 500 Jahren.
Ein Vorbild war für sie stets die Queen in London. Elizabeth II. war eine Cousine dritten Grades. Wie sie diente Margrethe II. ihrem Königreich über Jahrzehnte mit Hingabe und Würde. Mit dem Tod der Queen im September 2022 wurde Margrethe zur am längsten amtierenden Monarchin der Welt.
Dänische Medien bezeichneten die Ankündigung als "absolut historisch". Unter den Schaulustigen, die sich auf dem Schlossplatz vor Schloss Amalienborg versammelt hatten, brach nach der Ankündigung spontaner Applaus aus. Margrethe hatte stets betont, bis zum Tod auf dem Thron bleiben zu wollen - bis sie nun an diesem 31. Dezember für die große Überraschung sorgte.
Regierungschefin Mette Frederiksen sprach der Königin im Namen der Bevölkerung ihren großen Dank aus. Viele Dänen würden keine andere Regentin als sie kennen. "Königin Margrethe ist der Inbegriff von Dänemark und hat in all den Jahren Worte und Gefühle dafür gefunden, wer wir als Volk und als Nation sind", erklärte Frederiksen. Sie habe dem Königreich Ehre gemacht, so die Sozialdemokratin weiter.
Beim Volk ist die stets strahlende und nicht selten rauchende Regentin beliebt, ihre Silvesteransprachen haben Kultstatus wie in Deutschland "Dinner for One". Sie ist ausgesprochen kreativ und kunstinteressiert, gilt als pragmatisch und manchmal auch etwas unkonventionell. Seit dem Tod der britischen Königin Elizabeth II., deren Cousine dritten Grades sie war, galt Margrethe als dienstälteste Regentin der Erde.
Von den benachbarten Königshäusern gab es zunächst keine Reaktion auf die Überraschung. In Medien wurde jedoch bereits spekuliert, der Abgang Margrethes könne einen Einfluss auf die gekrönten Häupter in Schweden und Norwegen haben. Es sei absolut nicht unmöglich, dass der schwedische König Carl Gustav (77) und Norwegens König Harald (86) diesem Beispiel folgten, zitierte der schwedische Rundfunksender SVT den Königshausexperten Roger Lundberg.